FDI: Wirtschaftsstandort Europa unattraktiv
Wirtschaft und Politik verhalten sich wie kommunizierende Röhren. Das zeigt der gerade erschienene World Investment Report 2024 (WIR) von UN Trade & Development. Europa verlor demnach in den Jahren 2022/23 kräftig Auslandskapital. Dies geht einher mit dem schwindenden politischen Einfluss Europas in der Welt
Globaler Rückgang der Direktinvestitionen
Weltweit sind ausländische Direktinvestitionen im vergangenen Jahr um 2 % zurückgegangen. Grund dafür sind Umstrukturierungen in Unternehmen sowie eine strengere Finanzpolitik, die internationale Zusammenschlüsse und Projektfinanzierungen verhinderten. Hinzu kommt die geopolitische Lage mit diversen Krisen.
International wird mehr auf De-Risking gesetzt, wodurch die globale Zusammenarbeit und Vernetzung sinken. Potenzielle Synergien werden nicht ausgeschöpft. In Industrieländern gingen die Geldflüsse um 15% zurück. Im weltweiten Vergleich steht Europa besonders schlecht da. Während die saldierten Geldflüsse in anderen Kontinenten (Australien ausgenommen) im Jahr 2022 und 2023 im positiven Bereich waren, wies Europa 2022 einen Betrag von -106 Milliarden und 2023 von +16 Milliarden auf – viel zu wenig, um den Abfluss zuvor zu kompensieren. Damit landet Europa in beiden Jahren auf dem letzten Platz.
Trend der Direktinvestitionen über Jahrzehnte
Die deutschen Zuflüsse liegen seit 1990 unter dem europäischen Durchschnitt. Die Zuflüsse in Europa waren zwar stets volatil, aber seit 2019 stagnierten sie in Europa. Die europäischen Werte rutschten 2022 ins Minus ab, während sich Deutschland hier noch knapp im Plus halten konnte. Im Vergleich dazu erlebte Nordamerika 2020 einen Aufschwung der Direktinvestitionen. Asien folgt ohnehin seit Jahrzehnten einem Aufwärtstrend.
Deutscher Wirtschaftsstandort zunehmend unattraktiv
Die saldierten Geldflüsse der Direktinvestitionen speziell in Deutschland sind seit Jahren negativ. 2023 belief der Saldo laut Institut der deutschen Wirtschaft (IDW) auf über -94 Millionen Euro. Im Vergleich zum Jahr 2018 haben sich die Zuflüsse in Deutschland halbiert, zeigen die Zahlen des WIR.
Die Gründe für die anhaltenden Abflüsse der ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland sind breit gestreut: Energiekrise, Ukrainekrieg, Fachkräftemangel, Bürokratie etc. Die vielfältigen Risiken tragen nicht zur Attraktivität Deutschlands bei. Es ist dringend Handlungsbedarf nötig, wenn Deutschland für andere Länder wieder ein attraktiver Standort werden soll.
Fazit: Es ist dringend Handlungsbedarf nötig, wenn Europa und erst recht Deutschland für andere Länder wieder ein attraktiver Standort werden soll.