Es geht voran
Indiens Aussichten haben sich in den letzten Wochen und Monaten stark verbessert. Die noch Ende des Sommers sehr skeptischen Einschätzungen etwa des IWF mit einem prognostizierten BIP-Rückgang um rund 10% für das laufende Jahr rücken angesichts verbesserter Daten vom aktuellen Rand in den Hintergrund.
Die Währungshüter der Reservebank of India blieben bei ihrem jüngsten Treffen zwar sehr vorsichtig und zurückhaltend. Sie betonten vor allem die Abwärtsrisiken; die positiven Effekte des fiskalischen Programms der Regierung seien noch nicht voll abschätzbar. Doch dürfte das 3. Quartal einer Schätzung der Notenbank RBI zufolge mit einem BIP-Rückgang von 8,6% besser ausfallen als erwartet. Schon von daher ist die verbesserte Stimmung der Unternehmen erklärbar. Entsprechend werden auch die Budgets für Forschung und Entwicklung sowie die Anlageinvestitionen aufgestockt.
Die Lockerung der Beschränkungen bringt eine Erholung
Die anziehenden Einkaufsmanager-Indizes untermauern mit konkreten Fortschritten die Stimmung. Entscheidend ist wohl die Rückkehr des Indexes für die Dienstleister über die Wachstumsschwelle (50 Punkte). Per Oktober werden 54,1 nach zuvor 49,8 Punkten notiert. Dazu hat vor allem die wachsende Inlandsnachfrage beigetragen, die nach sieben Monaten mit Rückgängen erstmals wieder Zuwächse ausweist. Allerdings ist gleichzeitig immer noch ein Arbeitsplatzabbau zu erkennen. In der Schere zwischen wachsenden Auftragseingängen und verkleinerten Belegschaft wächst der Auftragsbestand.
Der Index der verarbeitenden Industrie deutet mit dem Anstieg von 56,8 auf 58,9 auf eine beachtliches Tempo der Erholung hin. Grundlage sind Rekorddaten für die Produktion und den Auftragseingang. Ein Schlaglicht auf die Verbesserung der Perspektiven bietet die Revision der Wachstumsaussichten. Der IWF schätzte im jüngsten Ausblick (Anfang Oktober) –10,3% und +8,8% für Indiens BIP 2020/21. Und damit auch, dass der Stand vor der Krise frühestens 2022 wieder erreicht wird. Der aktualisierte Ausblick der Commerzbank steht nur wenige Wochen später bei –4,4% und +7,1%. Und verkündet als frohe Botschaft: Der Einbruch wird schon im kommenden Jahr aufgeholt.
Rupie profitiert kaum von der Erholung
Diese Botschaft ist offenbar auch auf den Finanzmärkten angekommen. Die Aktien sind im Aufwind. Davon profitiert auch die Rupie (aktuell: EUR|INR 88,2). Sie hat sich nach einer Schwächephase ein wenig erholt. Aber sie verunsichert nicht die Währungshüter mit einer drohenden Überbewertung. Die Inflation liegt zwar über dem oberen Rand des Zielkorridors der RBI (6%). Dennoch dürfte keine Straffung drohen. Denn die Währungshüter haben derzeit eher die Beschäftigung und das Wachstum im Blick.
Fazit: Das Potenzial von Rupie und von Rupie-Anleihen bleibt trotz des erkennbaren Aufschwungs begrenzt. Wir erwarten keine Steigerung über das aktuelle Niveau hinaus.
Empfehlung: Der ETF von iShare auf den zentralen Index Sensex (HK2836036130) dürfte sich als brauchbare Alternative erweisen.