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Währungen aus Osteuropa

Alle im Aufwind - fast alle

In unserem Devisen-Wochenschwerpunkt blicken wir auf die Entwicklungen in Tschechien, Ungarn, Polen, Rumänien und Russland.

Starkes Wachstum, starke Währung

4,4% Wirtschaftswachstum im zweiten nach 4% im ersten Quartal – Tschechien legt starke Zahlen vor. Die Zuwächse im Vorjahresvergleich entstanden vor allem in der Industrie und im Baugewerbe. Die Arbeitslosenrate sinkt seit Jahresbeginn. Im Juli betrug sie 6,3%. Tschechien hat eine starke Exportwirtschaft. Dazu gehört besonders die Automobilindustrie. Die Handelsbilanz ist positiv. Wichtigste Handelspartner sind Länder des Euroraums. Dennoch kämpft das Land mit niedrigen Inflationsraten. Im Juli lag die Teuerung der Verbraucherpreise bei 0,5%. Die Kerninflation (Preise ohne Energie und Lebensmittel) war mit -0,05% negativ. Der Leitzins ist entsprechend niedrig bei 0,05%. Tschechiens Notenbank CNB hat betont, dass ihr ein Kursverhältnis bei 27 CZK/Euro wichtig ist. Dieses will sie mit unbegrenzten Interventionen erhalten und so die Exportindustrie stützen.

Fazit: Die guten Zahlen der tschechischen Wirtschaft sprechen für eine steigende Krone (aktuell 27,132 CZK/Euro). Wahrscheinlich wird die tschechische Notenbank noch einige Zuwächse zulassen, bevor sie interveniert. Kurse um 27,250 CZK/Euro sollten daher im September erreicht werden.

Stabile Entwicklung

Ungarn weist gute Wirtschaftszahlen auf. Das Wirtschaftswachstum von 2,7% im zweiten Quartal (Vorjahresvergleich), nach 3,5% im ersten, scheint stabil. Die Arbeitslosenrate ging zurück, im Juni lag sie noch bei 6,9%. Die im Juni im Vergleich zum Vorjahresquartal um 6,2% höheren Einzelhandelsumsätze zeigen: Die Bevölkerung setzt Vertrauen in die Entwicklung.

Die Inflationsrate lag im Juli bei 0,4%. Nach Leitzinssenkungen, zuletzt am 21.7., liegt der Zinssatz bei 1,35%. Die ungarische Notenbank MNB begründete die Senkungen mit den niedrigen Inflationserwartungen. Ein weiteres Ziel war die Unterstützung der Wirtschaft. Besonders die Exportwirtschaft, deren wichtigste Handelspartner die Euroländer sind, profitiert davon. Sie sorgt regelmäßig für Außenhandelsüberschüsse. Der Forint hat sich in den letzten Jahren entsprechend stark entwickelt. Mit 319 HUF/Euro erreichte er im Januar ein Allzeithoch. In ihrer Sitzung am 25.8. hat die MNB beschlossen, den Leitzins unverändert zu lassen, obwohl sie die wirtschaftliche Entwicklung weiter positiv einschätzt. Ein zu starker Anstieg des Forint würde die Exportwirtschaft gefährden.

Fazit: Nach einer Rallye sollte es zu Korrekturen kommen. Im September sollten Kurse um 305 HUF/Euro erreicht werden, bevor der Forint wieder an Wert gewinnt.

Wahl drückt Zlotykurs

Polen stehen im Oktober heikle Parlamentswahlen bevor. Die Meinungsumfragen lassen einen Wahlsieg der oppositionellen konservativen Partei PiS erwarten. Deren Europa-Skepsis könnte sich negativ auf die Wirtschaftsentwicklung auswirken. Ein weiteres Problem ist die Absicht der Konservativen, Reformen rückgängig zu machen. Dabei ist Polen bisher ein Erfolgsmodell. Kaum ein osteuropäisches Land kann derartige Wachstumsraten aufweisen oder hat eine vergleichbar geringe Korruption (laut Transparency Corruption Perceptions Index). 2015 sprechen die Zahlen für eine Fortsetzung des bisherigen Erfolgskurses. Das Wirtschaftswachstum lag im zweiten Quartal bei 3,3% im Vorjahresvergleich. Der Vertrauensindex der Unternehmen ist im positiven Bereich. Die Arbeitslosenrate stand im Juli bei 10,1%, so niedrig wie seit 2009 nicht mehr. Die Zahl offener Stellen stieg im Jahresverlauf an. Entsprechend steigerten die Verbraucher ihre Ausgaben im Vergleich zu den beiden Vorjahresquartalen.

Allerdings ist die Inflationsrate seit Juli 2014 negativ. Mit 0,7% im Juli hat sie sich von extremen Werten bei -1,6% im Februar wieder entfernt. Die Kerninflation blieb positiv (Juli: 0,4%). Der Leitzins wurde im März gesenkt – auf 1,5%. Seit dem Frühjahr hat sich der Zloty-Kurs trotz guter wirtschaftlicher Daten abgeschwächt. Grund: die Unsicherheit, wie sich die Wirtschaft entwickeln wird, falls die PiS an die Macht kommt.

Fazit: Alle Umfragen sprechen für einen Wahlsieg der PiS – und damit für eine Abschwächung des Zloty. Ende September sollten Kurse um 4,320 Zloty/Euro erreicht werden.

Korruptionsbekämpfung

In Rumänien findet ein Machtkampf statt. Die reformfreudigen Kräften um den im November 2014 gewählten Präsidenten Klaus Johannis, die sich der Korruptionsbekämpfung verschrieben haben, streiten mit den korrupten postkommunistischen Eliten, die das Land bisher regierten. Ihr Repräsentant ist Premierminister Victor Ponta. Immerhin hat die Antikorruptionsbehörde schon beachtliche Erfolge erzielt. Auch hohe Beamte und Politiker wurden verhaftet, gegen Ponta wird ermittelt.

Dabei ist die Wirtschaftsentwicklung des Landes gut. Das BIP-Wachstum betrug im zweiten Quartal 3,2% im Vorjahresvergleich. Die Arbeitslosenrate liegt bei 7%. Die durchschnittlichen Monatslöhne steigen, sind aber nach wie vor niedrig (umgerechnet unter 600 EUR). Die Konsumausgaben steigen seit dem 2. Quartal 2014 an. Im 1. Quartal 2015 erreichten sie eine Rekordhöhe. 

Auch Rumänien weist Deflationstendenzen auf. Im Juli 2015 betrug die Inflation -1,5%. Die Kerninflation (ohne Energie und Lebensmittel) war mit +1,6% noch positiv. Die rumänische Nationalbank NBR hat den Leitzins seit Januar mehrfach gesenkt, zuletzt am 6.5. auf 1,75%. Ihre letzte Veröffentlichung zum Leitzins vom 4. 8. lässt darauf schließen, dass er zunächst stabil bleibt.

Fazit: Trotz guter Wirtschaftsdaten zeigt der Lei keine klare Aufwärtsbewegung. Grund dafür dürften die politischen Unsicherheiten sein. Setzen sich die Reformer durch, verstärken sich die positiven Aussichten. Kurzfristig sollte der Lei stärker werden, mit einem Kurs bei 4,395 RON/Euro bis Ende September.

Wirtschaft im freien Fall

Russlands Wirtschaft schrumpfte mit -4,6% im zweiten Quartal schneller als im ersten mit -2,2%, jeweils im Vergleich zum Vorjahresquartal. Die Arbeitslosenrate ist noch gering (Juli: 5,3%). Die Unternehmen vermeiden Entlassungen und kürzen stattdessen Arbeitszeiten und Gehalt. Entsprechend gingen die Reallöhne seit 2014 zurück. Im Juli 2015 lagen sie um 9,2% unter denen vom Juli 2014. Die Inflationsrate liegt seit Anfang 2015 bei über 15% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Sie stieg auch im Vergleich zum Vormonat. Im Juli 2015 erreichte sie 15,6%. Der Rückgang des BIP ließ die Staatsschulden im Vergleich zum BIP (2015: 17,92%, Vorjahr: 14,02%) steigen. Die Gründe für die schlechten Zahlen: Zum einen die Rohstoffpreise, die nach leichter Erholung im Frühjahr 2015 auf breiter Front nachgaben. Russlands Wirtschaft ist stark rohstofforientiert. Das eigentliche Problem ist aber: Russland fördert Aufständische in der Ostukraine. Zahlreiche europäische Staaten, Japan, Kanada und die USA verhängten Sanktionen. Für die Bevölkerung Russlands schwerer dürften die Sanktionen wiegen, die Russland selbst erließ. Sie betrafen Lebensmittelimporte und führten zu einer starken Verteuerung. Zudem brachen die Direktinvestitionen ein. Galt Russland bis zur Krim-Annexion als zukunftsträchtig, macht die unberechenbare Politik es für Investitionen uninteressant.

Fazit: Auch wenn die Rohstoffpreise für die russische Wirtschaft wichtig sind – ihre Entwicklung ist primär von der Politik des Landes abhängig. Der Absturz des Rubel geht weiter – vielleicht nicht so schnell, wie in den letzten Wochen. Zum Ende September sind Kurse um 87 RUB/Euro erreichbar.

6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Osteuropa

LandWährung/ZinsAktueller KursAusblick 3 MonateAusblick 6 MonatePrognose-sicherheit
TschechienCZK27,1327,2527,25sicher

3m-Zins0,310,300,35
UngarnHUF313,40305310neutral
3m-Zins1,421,371,37
PolenPLN4,214,324,32neutral
3m-Zins1,771,601,70
RumänienRON4,424,394,39neutral
3m-Zins1,391,401,40
Russland

RUB74,8087,0087,00unsicher

3m-Zins12,6812,5012,00
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