Asien stützt die Wirtschaft
Auszehrung
Die Konjunkturlage Australiens ist undramatisch. Die Wirtschaft wächst. Zuletzt betrug die Jahresrate 2,2%. Sie blieb damit leicht unterhalb ihrer Möglichkeiten. Impulse gehen vor allem von der Binnennachfrage aus. Diese stützt sich auf die wachsende Beschäftigung. Dahinter steht der Strom der Einwanderer, die vor allem für Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt sorgen. Das heizt die Bautätigkeit und den Immobilienmarkt an. Dagegen schwächt sich der Rohstoffexport ab. Die Preise fallen und damit die Terms-of-Trade. Die schwache Inflation von zuletzt 1,5% lässt der Geldpolitik viel Raum. Sie kann die derzeit bei 2% stehenden Leitzinsen auf diesem Rekordtief bis ins nächste Jahr hinein belassen. Bremsend wirken die schwachen Investitionen der Unternehmen sowie die Anstrengungen der neuen Regierung von Malcolm Turnbull, die Ausgaben und den Haushalt in den Griff zu bekommen. Hier kommen Australiens strukturellen Probleme zum Tragen. Die Wirtschaft leidet an einer fortschreitenden Auszehrung. Das von der ehemals eigenständigen GM-Tochter Holden verkündete Aus für die Autoproduktion Down-Under wirkt wie ein Fanal. Denn Holden ist kein Einzelfall. Abseits der Rohstoff-Branche verschwindet immer mehr Industrie.
Australien erweist sich mit seinen 23 Millionen Einwohnern immer häufiger als zu kleiner Markt für eigene Produktionen. Der ist besser von den ohnehin kostengünstiger arbeitenden asiatischen Standorten zu beliefern. Das Land hat den Lebensstandard in den letzten Jahren nur durch eine stetig wachsende Verschuldung halten können. Die Verbindlichkeiten der privaten Haushalte erreichen nach Schätzung der Barclays Bank mittlerweile rund 130% vom BIP. Der schwachen wirtschaftlichen Struktur entsprechen die wachsenden Probleme des Staates, die Finanzierung eines Leistungsangebots nach westlichen Maßstäben aufrecht zu erhalten. Vorläufig funktioniert das Modell Australien noch. Aber die erkennbare Auszehrung der Struktur dürfte bald zu wachsenden Kosten für den laufenden Kapitalimport führen. Denn Australiens Einnahmen hängen immer stärker von Rohstoffgeschäft ab.
Fazit: Vorläufig dominieren noch die konjunkturellen Aspekte. Sie sprechen allerdings für sich schon für einen schwächeren AUD. Es bleibt abzuwarten, ob es der australischen Politik gelingt, die Auszehrung zu stoppen und das Land neu zu positionieren.
Zinssenkung
Die schwächere Nachfrage des Auslands nach Lebensmitteln hat die Konjunktur Neuseelands gebremst. Daneben läuft der Sondereffekt des Wiederaufbaus nach dem Canterbury-Beben aus. Die Währungshüter entschlossen sich angesichts der Abflachung des Wachstumstrends auf etwa 2% im 2. Quartal zu einer Rücknahme des Leitzinses um 25 Basispunkte. Jetzt steht er bei 1,75%. Ziel ist es, damit die Binnennachfrage anzukurbeln. Allerdings weisen die Notenbanker zugleich darauf hin, dass auch der deutliche Rückgang des NZD bereits Schub für Exporte und Importsubstitution liefert. Zudem scheint das Ergebnis durch einen Sondereffekt negativ verzerrt: Der zeitweilige Produktionsstopp einer wichtigen Raffinerie sorgte für erhöhte Importe von Erdölprodukten. Daneben erwarten die Währungshüter eine kräftige Baukonjunktur. Die Auftragsbücher der Branche sind voll.
Die Inflation liegt mit zuletzt 0,4% klar unter dem Ziel. Sie dürfte aber im Laufe des nächsten Jahres wieder nach oben gehen. Denn einerseits wird der preistreibende Effekt der schwächeren Währung fühlbar. Andererseits läuft der derzeit noch dämpfende Effekt niedriger Ölpreise aus.
Fazit: Die Schwäche des NZD dürfte noch ein wenig weiter gehen. Allerdings erwarten wir zunächst keine Zinssenkung mehr.
Neuer Schwung erwartet
Das Ergebnis des ersten Halbjahrs enttäuschte leicht. Das Wachstum ging auf 4,7% zurück. Hintergrund waren vor allem schwache Investitionen. Das überraschte umso mehr, als die neue Regierung von Präsident Joko Widodo klar auf Investitionen setzt und eine Verdoppelung der Ansätze für die entsprechenden Positionen budgetiert hatte. Davon wurden allerdings bloß etwa 10% auch tatsächlich genutzt. Denn es waren Anlaufschwierigkeiten und Nachhutgefechte mit der alten Regierung durchzustehen. Nunmehr scheint der Weg aber frei, so dass die ADB ihren Ausblick modifizierte. Im laufenden Jahr werden statt 5,5% nur 4,9% erreicht, im kommenden Jahr mit den Nachholeffekten aber 6% statt der bislang projektierten 5,4%. Voraussetzung ist, dass die vor allem auf die schwache Infrastruktur zielenden Investitionspläne jetzt auch tatsächlich umgesetzt werden. Immerhin: Der erste Schritt der Reformen mit dem Ersatz der Subventionierung der Energieträger durch direkte Barzuwendungen an tatsächlich bedürftige Bevölkerungsteile ist mit Erfolg über die Bühne gegangen. Das hat die Konjunktur stabilisiert. Der Konsum wurde dadurch zur wichtigsten Stütze der Konjunktur.
Zudem scheint auch der Markt zu funktionieren: Trotz schwacher Exporte stieg der Außenbeitrag. Die Verdrängung von Importen kam durch heimische Produktion dank der schwachen Rupiah voran.
Fazit: Sofern nicht von China neue Schockwellen ausgehen, sollte die Rupiah zunächst ihr ermäßigtes Niveau halten. Im weiteren Verlauf sollte sie sich mit anziehendem Wachstum erholen können.
Regierung sorgt für Tempo
Die Regierung in Manila hat es geschafft, das Wachstumstempo hochzuhalten. Das gelang dank zusätzlicher Ausgaben und trotz der von China her aufkommenden Schwächen. Nach 5,0% Wachstum im 1. Quartal schaffte das Land 5,6% plus im 2. Quartal. Das Ziel von 6% ist also wieder erreichbar. Hinter dem respektablen Tempo steht die gewohnte Mischung aus einer starken Binnennachfrage und kräftigen privaten Transfers der im Ausland beschäftigten Arbeitskräfte. Sie sorgen trotz Handelsdefizit für einen Überschuss in der Leistungsbilanz. Von der Binnennachfrage angetrieben, weisen auch gewerbliche Produktion und Baubranche Zuwächse aus. Sie schaffen weitere Beschäftigung und Einkommen. Da die Inflation mit zuletzt 1,7% unterhalb des Zielbereichs von 2%-4% liegt, wäre gegebenenfalls auch Raum, die Konjunktur monetär zu stützen.
Fazit: Wir erwarten vor dem Hintergrund einer stabilen Auslandsposition und anziehender Konjunktur eine Stabilisierung des Peso. Dieser sollte im weiteren Verlauf Erholungspotenzial aufweisen.
Druck vom Festland
Die Schwäche Chinas schlägt in Taiwan voll durch. Das Wachstumstempo dürfte sich nach Schätzung der Währungshüter von fast 2,2% im 1. Halbjahr auf derzeit rund 1% verlangsamt haben. Die Exporte sind aufgrund der mangelnden Nachfrage des Auslands gedämpft. Mittlerweile strahlt das auf die Stimmung von Verbrauchern und Unternehmen aus. Folglich verliert auch die Binnennachfrage an Tempo. Die Inflationsrate ist bereits mit den niedrigen Ölpreisen in den negativen Bereich zurückgefallen. Sie dürfte zunächst noch weiter nach unten tendieren. Die Währungshüter entschlossen sich daher zu einer weiteren kleinen Zinssenkung. Sie nahmen den Refinanzierungssatz um 12,5 Basispunkte auf jetzt 2,125% zurück.
Fazit: Der Taiwan Dollar (TWD) wird sich auf dem neuen Niveau um 37 zum Euro stabilisieren.
6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Ozeanien
Land | Währung/Zins | Aktueller Kurs | Ausblick 3 Monate | Ausblick 6 Monate | Prognose-sicherheit |
---|---|---|---|---|---|
Australien | AUD | 1,59 | 1,58 | 1,55 | sicher |
3m-Zins | 2,47 | 2,50 | 2,20 | ||
Neuseeland | NZD | 1,76 | 1,78 | 1,82 | sicher |
3m-Zins | 4,16 | 4,20 | 4,20 | ||
Indonesien | IDR | 16.360 | 15.800 | 15.100 | neutral |
3m-Zins | 7,83 | 7,90 | 8,00 | ||
Philippinen | PHP | 52,08 | 52,00 | 49,50 | neutral |
3m-Zins | 1,53 | 1,50 | 1,50 | ||
Taiwan | TWD | 36,76 | 36,50 | 35,10 | neutral |
3m-Zins | 1,1 | 1,00 | 1,00 |