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EZB sendet Signal des halbherzigen Handelns

Bank of Canada setzt Fed unter Druck

Euro und Dollar-Scheine. Copyright: Pexels
An den Finanzmärkten steht die geldpolitische Wende unmittelbar bevor. Das hat die Notenbank von Kanada (BoC) gerade nochmal deutlich gemacht. Die Währungshüter haben am Mittwoch völlig unerwartet für die Märkte die Anleihekäufe "aufgrund der hohen Inflationsrate vollständig und ohne Rücksicht auf den Markt" eingestellt. Das zeigt, dass die Liquidität in immer mehr Ländern deutlich verknappt wird.

Die US-Notenbank Fed wird schon auf ihrer nächsten Sitzung ihre die Anleihekäufe reduzieren. Einen abrupten Stopp erwarten wir zwar nicht. Aber es könnte gut sein, dass die Fed angesichts der weiter anziehenden Teuerungsrate spürbarer eingreift, als viele Beobachter es derzeit erwarten. Wir können uns gut vorstellen, dass die Fed ankündigen wird, die Anleihekäufe jedes Quartal um 30 Mrd. Euro zu reduzieren. Dann würde es noch ein Jahr dauern, bis die Fed keine zusätzlichen Anleihen mehr erwirbt. 

Auf der anderen Seite des Atlantiks hat die EZB dagegen gestern (Donnerstag) klar gemacht, dass sie die Inflation de facto weiterlaufen lassen wird. Obwohl die Rate der Geldentwertung in Deutschland auf 4,5% gestiegen ist (Eurozone 3,4%) wollen die Währungshüter nur in ganz geringem Umfang das Ankaufprogramm reduzieren. Der Eingriff ist so marginal, dass der Markt ihn kaum spüren dürfte.

Währungen kommen in Schwung

Diese unterschiedlichen geldpolitischen Richtungen werden die Währungen und Zinsen bis zum Jahresende bewegen. Auf der Zinsseite ist die Reaktion in Europa am deutlichsten. Am kurzen Ende gingen die Zinsen sogar noch weiter zurück und sanken auf -0,85%. Das liegt leicht unter unserer prognostizierten Bandbreite, die wir entsprechend anpassen. Allerdings rechen wir nicht mit einem weiteren Absinken, denn weitere Zinssenkungen hat die EZB nicht in Aussicht gestellt. Am langen Ende, das sensitiver für die Inflationsentwicklung ist, gehen die Renditen dagegen weiter nach oben. Das hatten wir antizipiert und halten die Range aufrecht. Die Zinsstruktur wird steiler.

Auch die Währungsseite kommt teilweise kräftig  in Schwung. Der Euro wird von der EZB weiter geschwächt. Das wird insbesondere gegen den Franken sichtbar. Die Währung der Eidgenossen ist steil gestiegen und dieser Tage über das von uns prognostizierte Ende der Bandbreite hinaus geschossen. Diese Bewegung könnte sich noch ein Stück fortsetzen, daher ziehen wir die Range für den Franken für das vierte Quartal ein Stück nach oben. Allerdings rechnen wir auch mit einer technischen Gegenreaktion und eventuell sind sogar Abwehrmaßnahmen der SNB möglich. Das wird den Franken wieder ein Stück zurückdrängen. Daher halten wir die Range mit Blick auf 2022 konstant. 

EZB sendet Signal des halbherzigen Handelns

Angesichts der lockeren Haltung der EZB ist der Freudensprung des Euro gegenüber dem US-Dollar auf den ersten Blick etwas überraschend. Wir interpretieren den Euro-Anstieg als Zeichen dafür, dass der Versuch der EZB, die minimale Reduktion der Anleihekäufe als vertrauensbildende Maßnahme zu verkaufen, geglückt ist. Die Zentralbank lässt die Inflation zwar weiter laufen, signalisiert aber auch, ein gewisses Maß an Handlungsbereitschaft.

Die Botschaft, dass die EZB nicht völlig untätig sein wird, ist offenbar angekommen. Der Euro hat erwartungsgemäß knapp über 1,15 EUR|USD nach oben gedreht. Diese Bewegung ist auch gegenüber dem Britischen Pfund zu beobachten. Die von uns prognostizierten Bandbreite ist in beiden Währungspaaren intakt. Gegenüber dem Yen läuft ein Wettkampf zweier Schwach-Währungen. Der Euro ist schon weit gestiegen, bis nahe an die von uns prognostizierte obere Range-Begrenzung von 134 EUR|JPY heran. Der Euro dürfte zwar weiter Rückenwind haben, da die Bank of Japan noch nicht eingreift. Der technische Widerstand gegen weitere Aufwertungen ist jedoch auch hoch.

Fazit: Die EZB hat ein Signal des moderaten Handlungswillens gesendet und damit den Euro angeschoben. Das dürfte die Gemeinschaftswährung gegen den Dollar und das Pfund noch anschieben und den Frankenanstieg ausbremsen. Sollte die Fed eine überraschend starke Wende fahren, wird der Dollar aber wieder anziehen.

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