Boris Johnson macht türkische Politik für Großbritannien
Der neue UK-Premier Boris Johnson steuert auf eine Wirtschaftspolitik á la Erdogan zu. Er verspricht allen alles: mehr Polizei, mehr Bildung, mehr Geld für die Kommunen und dazu noch Steuersenkungen. Johnson verweist offenbar nicht ohne Grund ab und an auf seine türkischen Wurzeln.
Die Antrittsversprechen reflektieren Johnsons schwache Position. Er hat (wie Vorgängerin May) keine eigene Mehrheit im Parlament und muss sich Unterstützung kaufen. Seine Versprechen sind jedoch angesichts der schwachen Verfassung der britischen Finanzen unhaltbar.
Die Staatsschuldenquote ist von 2014 bis 2018 von 82,6% auf 85,5% (BIP) gestiegen. Und das trotz der mit großer sozialer Härte durchgezogenen Sparprogramme und der beachtlichen Wachstumsraten der letzten Jahre. Infolge der schwachen Produktivität auf der Insel bleibt die eigene Wertschöpfung mangelhaft. Das (nachfrageseitig berechnete!) Wachstum wird vom Ausland finanziert. Erkennbar am hohen Defizit der Leistungsbilanz – wie in der Türkei. Die vom Brexit angestoßene Abwanderung der Industrie wird das Dilemma verschärfen.
Fazit: Das Pfund kann bei einer solchen Politik nur weiter verlieren.
Empfehlung: Pfund-finanzierte Dollar-Anlagen sind jetzt interessant; allein die Zinsdifferenz beim 3-Monats-Libor beträgt 1,5%.