Chaostage in Buenos Aires
Die noch in diesem Monat bevorstehenden Zwischenwahlen dürften der Regierung von Präsident Alberto Fernández eine Niederlage bescheren. Einmal mehr zeigt sich die desolate Lage der Argentinier: Sie setzten am Ende der Präsidentschaft Christina Kirchners auf Mauricio Macris marktwirtschaftlichen Kurs, um dann nach nur einer Wahlperiode mit Alberto Fernandez und seiner Vizepräsidentin Christina Kirchner zur gewohnten Misere zurückzukehren.
Konkret fassbare Fortschritte lieferten weder die eine noch die andere Präsidentschaft. Es geht einfach nur weiter abwärts. Dies ist nicht zuletzt am Peso abzulesen: Auf dem Schwarzmarkt liegt der Kurs inzwischen bei 205 Peso je Dollar während der offizielle Kurs Dank konstanter Abwertung mittlerweile bei 100 Peso je US-Dollar angekommen ist. Die Bürger nehmen diesen Abschlag von 50% beim Tausch in den Dollar hin, weil sie nicht schnell genug aus dem Peso herauskommen: Natürliche Personen dürfen offiziell nicht mehr als 200 Dollar im Monat umtauschen und selbst das ist nicht jedem gestattet.
Die Spirale aus Inflation und Abwertung dreht sich ungebremst
Die Regierung versucht die Inflation unterm Deckel zu halten. Das weckt den Drang der Bürger in fremde Währungen zu gehen. Das wiederum bringt den Peso-Kurs unter Druck bringt und lässt die Reserven abschmelzen. Daher versucht die Regierung, den Abfluss von Mitteln aus dem Peso heraus mit immer neuen Barrieren und Schikanen zu verhindern. Sie trifft dabei auf die Bürger, die ihr Erspartes retten wollen. Der IWF zählt mittlerweile 17 beschränkende Maßnahmen. Obwohl die Marktteilnehmer mit einer starken Abwertung rechnen, hat Wirtschaftsminister Martín Guzmán bestätigt, dass den derzeitigen Abwertungspfad des Peso beibehalten will, der hinter der Inflation zurückbleibt. Damit wächst aber der Druck in den Schwarzmarkt hinein.
Notenbank saugt die Devisen aus dem Bankensystem
Die argentinische Zentralbank hatte in der vergangenen Woche angeordnet, dass die Banken ihre Fremdwährungsbestände bis Ende des Monats nicht erhöhen dürfen. Damit soll Druck aufgebaut werden, hereinkommende Devisenbeträge letztlich in die Reserven der Zentralbank zu leiten. Die Notenbank BCRA steht unter Druck, den offiziellen Kurs gegen den Marktdruck zu halten. Sie interveniert daher immer wieder, was die Devisenreserven abschmelzen lässt. Die BCRA versucht, eine größere Nachfrage auf dem Devisenmarkt zu vermeiden, um die bereits vorhandenen Devisen ausschließlich für Importe zu verwenden.
Fazit: Es ist kein Ende des Chaos absehbar, in dem politische Instabilität, mangelnde wirtschaftspolitische Konzeption und eine drückende Auslandsverschuldung zusammenkommen.
Tipp: Wer nicht gerade über eine ausgesprochene Zockermentalität verfügt, sollte sich einfach raushalten. Der Abwärtstrend ist so offensichtlich, dass wohl nur mit der völlig abstrus wirkenden Wette auf eine Wende zu Besseren (d.h. ein Wunder) richtig Geld zu verdienen wäre.