China ist ein Kriegs-Profiteur
Die Supermacht China bekommt im Zuge des Ukraine-Krieges ein noch größeres Gewicht. Mit der Abschottung des Westens gegenüber Russland wird Peking neben den USA endgültig zum zweiten Zentrum der Welt. Handelsströme werden sich verlagern und verstärkt über das Reich der Mitte laufen. Russland wird neue Kunden für seine Rohstoffe finden müssen. Hier wird das Reich der Mitte vorteilhafte Verträge aushandeln können.
Zudem kommen Aluminium-Lieferungen des zweitgrößten Exporteurs Russland mit dem Westen zum Erliegen. Profiteur wird die Nummer eins der Aluminium-Exporte sein: China. Auch wird Pekings wirtschaftliches Engagement in Ost-Russland weiter zunehmen. Konjunkturell sieht es in China ohnehin gut aus - auch wenn das Wachstum abflaut. Für 2022 prognostiziert der Internationale Währungsfonds ein BIP-Wachstum von 5,6% in China. Das liegt oberhalb der Prognosen für die US-Wirtschaft (5,2%) und deutlich oberhalb der europäischen (4%) und der japanischen (3,2%) Prognosen.
Chancen bei China-Investments
Zur weiteren Ankurbelung hat Chinas Notenbank im Januar den Leitzins gesenkt. Einen kleinen Bonus gibt es durch den Ukraine-Krieg selbst: Das Institut für Weltwirtschaft Kiel hat in einer Simulation berechnet, dass China durch die zu erwartenden umgelagerten Handelsströme ein Mini-Plus beim BIP von +0,02%. Die meisten anderen "großen" Länder müssen Verluste hinnehmen - am stärksten natürlich Russland selbst (-9,71%). Deutschland kommt auf -0,4%. Profiteure sind laut der Simulation auch Australien, Kanada und Norwegen (vgl. Artikel Rohstoffwährungen).
Diese Überlegungen machen uns den chinesischen Aktienmarkt schmackhaft. Interessant finden wir chinesische Logistik- und Reederei-Aktien (z.B. China COSCO Holding, ISIN: CN E10 000 02J 7) oder Aluminium-Aktien (z.B. China Aluminium International, ISIN: CN E10 000 1F7 8). Anlegern sollten allerdings die erhöhten politischen Risiken bei China-Investments bewusst sein.
Internationale Bedeutung des Yuan wächst
Auf der Währungsseite wächst die Bedeutung des chinesischen Yuan im internationalen Zahlungsverkehr auch bereits ohne den Ukraine-Krieg. Das geht aus einer Analyse der SWIFT hervor. 2,7% aller Zahlungen wurden Ende 2021 in chinesischen Yuan transferiert. Damit liegt der Yuan in der Bedeutung zwischen dem japanischen Yen (2,6% aller Zahlungen) und dem Britischen Pfund (5,9%). Die Bedeutung dürfte nun im Zuge der Russland-Sanktionen weiter zunehmen. Erste russische Unternehmen wie der Logistikkonzern Fesco kündigen an, ab sofort Zahlungen in chinesischen Yuan zu akzeptieren.
EUR|CNY notiert bei 7,01 - Anfang Februar waren es noch 7,27. Auch gegenüber Dollar und Yen hat der Yuan an Stärke gewonnen. Der langfristige Aufwärtstrend ist gegenüber allen drei anderen Währungen intakt. Im Trend dürfte der Yuan weiter an Stärke gewinnen. Zwar straffen EZB und Federal Reserve ihre Geldpolitik und verringern damit den chinesischen Zinsvorsprung. Bis sie aber die chinesischen Werte von über 2% erreicht haben, wird noch Zeit ins Land gehen.