Chinesischer Yuan derzeit ohne festen Boden
Der Einkaufsmanagerindex für Serviceanbieter fiel im Juni stärker als erwartet. Von 54 Punkten im Vormonat ging es runter auf 51,2 Zähler. Damit bleibt das Dienstleistungsgewerbe zwar den 18. Monat im Expansionsmodus. Jedoch mit reduzierter Dynamik. Vor allem zeigten sich neue Aufträge und der Export mit schwächerem Wachstum. Die Stimmung fiel auf den niedrigsten Stand seit März 2020 – ein Vorbote für weitere schlechte Nachrichten – wie dem Verbrauchervertrauen, das sich zuletzt weiter abschwächte und sich bereits in mauen Einzelhandelsumsätzen niederschlug. Im Juni wuchsen diese nur noch um 2% und damit schwächer als mit 3,3% erwartet wurde.
Preisfront stabil
Die Inflation lag im Juni mit 0,2% im Jahresvergleich auf stabilem Niveau und den fünften Monat in Folge im positiven Terrain. Die Kerninflation verblieb, ohne Nahrungsmittel und Energie, mit 0,6% auf Vormonatslevel. Der positive Realzins gibt der Notenbank Raum für expansive Maßnahmen, die ergriffen wurden.
Notenbank schaltet einen Gang höher
Die PBOC senkte überraschend den Zinssatz für Ein-Jahres-Kredite von 2,5% auf 2,3%. Der 20-Basispunkte-Schritt war der größte seit April 2020. Zuletzt hatte sie diesen Satz im September vergangenen Jahres um 15 Basispunkte auf 2,5% reduziert. Außerdem reduzierte die Notenbank zuvor ihren Schlüsselsatz um 10 Basispunkte auf rekordtiefe 3,35%, der als Benchmark für Kreditvergaben an Haushalte und Unternehmen fungiert. Ebenso nahm die PBOC den Fünfjahreszins und den Siebentage-Reposatz auf 3,85% und 1,7% zurück. Mehr als 55 Mrd. Euro Sonderfazilitäten stellte die Bank dem Markt zur Verfügung, um der Konjunktur und dem krisengeplagten Immobiliensektor unter die Arme zu greifen.
Marschrichtung pro Wachstum
Das vielbeachtete Dritte Plenum, einem zweimaligen Treffen der Mitglieder der Kommunistischen Partei Chinas in jedem Jahrzehnt, legt die Richtung fest, in die sich das Reich der Mitte bewegen soll. Dieses Mal stand die Konjunktur im Mittelpunkt. Die Wirtschaft soll 2024 um 5% wachsen. Die politische Führung in China liegt damit deutlich über den Schätzungen des IWF, der von einem jährlichen Plus von 3,3% bis 2029 ausgeht. Mit Reformen soll die Modernisierung Chinas vorangetrieben werden und diese sollen das Land auf ein qualitativ hohes Niveau heben.
Strategisch bedeutsam
Der Vergleich zum letzten Plenum 2013, in welchem auch die Wirtschaft im Mittelpunkt stand, legt die Bedeutung der angestrebten Entwicklung aufgrund der um 50% gestiegenen Nennung offen. Weg von der einfachen Werkbank der Welt hin zu einem Wirtschaftsstandort für High-End-Produkte und Dienstleistungen. Der gestiegenen Bedeutung von Wissenschaft und Technologie, die in Innovation mündet, wird unterstrichen und damit auch der Entwicklung einer heimischen Halbleiterindustrie, die im Wettbewerb mit den USA bestehen kann. Ebenso wurde die Öffnung Chinas öfter erwähnt, mit der ausländische Investoren verbunden werden.
Fazit: Trotz positivem zweiten Quartals dürfte sich das Wachstum in China in den nächsten Quartalen auf niedrigem Niveau halten. Andere Industrieländer, wie jüngst Südkorea, lassen Federn und verzeichnen Rückgänge. Der voraussichtliche Politikwechsel in den USA könnte neue Sanktionen bergen. Auch Einschränkungen im Handel mit chinesischen Wertpapieren sind denkbar. Selbst wenn diese nur temporär wären, auch China hat hier Pfeile im Köcher, wären die Auswirkungen spürbar.
Empfehlung: Der Kurs des Yuan ist derzeit nicht gut unterlegt. Engagements in Chinas Währung möglichst meiden.