Das Langfrist-Risiko für den US-Dollar
Im Zuge der US-Handelspolitik entsteht ein gravierendes Abwärtsrisiko für den Dollar. Die Verhandlungen zwischen den USA und ihren NAFTA-Partnern Kanada und Mexiko über die Revision des Handelsvertrags erweisen sich bereits als schwierig. Nicht zuletzt, weil Kanada und Mexiko dem transpazifischen TPP-Vertrag beigetreten sind, aus dem sich die USA zurückgezogen haben. Damit wurde der Spielraum bei den NAFTA-Verhandlungen kleiner. Hinzu kommen die wachsenden Spannungen zwischen den USA und China.
Das Research der kanadischen Scotia-Bank hat zwei Szenarien simuliert, um die möglichen Folgen der Konflikte abzuschätzen.
- Der erste Fall unterstellt, dass die NAFTA zusammenbricht. Die drei Staaten würden dann auf der Basis der Meistbegünstigungsklausel gemäß der WTO-Regeln mit einem Zolltarif von 3,8% agieren. Dieser Fall würde signifikante Veränderungen für alle Partner bringen. Es käme zu einem Rückgang der US-Nachfrage und des US-amerikanischen Wachstums. Zinsen und Inflation würden sich für die USA jedoch kaum verändern.
- Dem zweiten Szenario liegt ein Handelskrieg der USA mit dem Rest der Welt zugrunde. Er würde zu Tarifen von 20% für den gesamten Handel der USA führen mit Ausnahme der NAFTA-Partner, für die es bei den 3,8% des ersten Szenarios bliebe. Hier würden die USA der Simulation zufolge zunächst in eine Rezession rutschen (zusammen mit den NAFTA-Partnern); ab dem 3. Jahr nach dem Schock würden die Amerikaner aber sogar höheres Wachstum erzielen. Begründung: die dann einsetzende Import-Substitution. In dieser längerfristigen Betrachtung hätten die USA wenig zu befürchten. Jedenfalls soweit der Handel mit seinen direkten Wirkungen auf Wachstum und Beschäftigung betrachtet wird.
Die heikle Frage der US-Auslandsschulden wurde in der Studie nicht thematisiert. Und hier liegt der Knackpunkt: Der 1,5 Billionen Dollar schwere Schatz an T-Bonds hat für China aufgrund der US-Investitionsbeschränkungen nur begrenzten wirtschaftlichen Wert. Daher liegt es nahe, dieses Depot im Konfliktfall als „Waffe" zu verwenden. Der US-Regierung würde die Finanzierung des Doppeldefizits durch gezielte Manipulationen der Dollar- oder T-Bondkurse erschwert. Das „Kriegsszenario" gewinnt durch diese Konstellation an Wahrscheinlichkeit. Euro-Dollarkurse von 1:2 sind auf Sicht von zehn Jahren durchaus realistisch.
Fazit: Das Abwärtsrisiko für den Dollar ist kaum versicherbar. Alle Absicherungsmechanismen stünden im Falle des Falles ebenso im Feuer. Man kann sich nur so weit wie möglich aus dem Dollar zurückziehen.