Das Pfund im Auge des Orkans
Die Chaos-Tage von London gehen weiter. Regierungschefin Theresa May musste die nächsten Abstimmungsniederlagen im Parlament einstecken. Sie kann ihre eigene Tory-Fraktion nicht mehr zusammenhalten. Nach der zu erwartenden Ablehnung des vorliegenden Austrittsabkommens am Dienstag (15.1.) bleibt keine Zeit für Nachverhandlungen mit Brüssel.
Erklärtes Ziel der parlamentarischen Gegner der Regierungschefin ist es, Debatte und Abstimmung über die Alternativen zu erzwingen: entweder ein erneutes Referendum, Neuwahlen des Parlaments oder ein Austritt ohne Vertrag. Oder eine Rücknahme der Austrittserklärung. Sie setzt jedoch voraus, dass das bereits beschlossene Austrittsgesetz ausgesetzt wird. Dort ist der 29.3.19 als Austrittsdatum festgeschrieben.
Bei einem Austritt ohne Vertrag hängt nicht nur der britische EU-Handel in der Luft. Es käme auch jener Teil des britischen Exports in Drittstaaten sofort zum Stillstand, der sich auf Quoten-Abkommen im WTO-Rahmen stützt. UK hat gegenüber Drittstaaten keine eigenen Quoten, sondern nur Rechte als EU-Mitglied. Das gilt etwa für die Automobilindustrie. Allein angesichts dieses Risikos ist der aktuell sogar leicht über der Kaufkraftparität liegende Pfundkurs zum Euro blanker Irrsinn.
Fazit: An Pfund sollte nur gehalten werden, was aus Transaktionsgründen unumgänglich ist.