Das Schweizer Gold-Abenteuer
Sollte die Schweiz für eine erhöhte Golddeckung ihrer Währung votieren, hätte das erhebliche Auswirkungen auf den Edelmetall- und Devisenmärkten.
Eine Volksabstimmung in der Schweiz könnte den Goldpreis und den Schweizer Franken kräftig nach oben treiben. Am 30. November ist der Schweizer Souverän aufgerufen, über drei Fragen abzustimmen: Abschaffung der Pauschalbesteuerung, Begrenzung der Zuwanderung („Ecopop-Initiative“) und – Verkaufsverbot für das Nationalbank-Gold („Gold-Initiative“). Alle drei werden von Politik und Wirtschaft in der Schweiz vehement abgelehnt. Doch alle drei Initiativen sind populär. Und schon einmal haben sich die Schweizer Stimmbürger anders verhalten, als es die Eliten erwartet hatten: bei der Initiative „Gegen Masseneinwanderung“ Anfang 2014, die der schweizerische Wirtschaft mittlerweile viel Kopfzerbrechen bereitet. Daher stehen die Chancen etwa auf 40% für die Annahme auch des Gold-Entscheids. Konkret soll die Nationalbank SNB künftig mindestens 20% ihrer Aktiva in Gold halten. Zurzeit beträgt der Anteil lediglich 6 bis 7%. Das Gold soll in der Schweiz gelagert werden und unverkäuflich sein. Seit geraumer Zeit befinden sich 20% der Schweizer Reserven in England und 10% in Kanada. Derzeit verfügt die Nationalbank der Schweiz über 1.040 Tonnen Gold. Doch müsste dieser Schatz verdreifacht werden, um dem Volksvotum gerecht zu werden. Das wäre beinahe die gesamte weltweite Goldproduktion eines Jahres (2011: 2.700 t). Dass das den Goldpreis anstacheln würde, liegt auf der Hand. 1999 hatte die SNB noch 2.590 t Gold in der Bilanz. Dann begann die Nationalbank zusammen mit etlichen anderen großen Notenbanken mit Gold-Verkäufen in großem Stil bis ins Jahr 2005. Im Schnitt erlöste sie 351,40 US-Dollar je Unze. Die Schweizer würden bei dem Rückkauf also ein sattes Minusgeschäft machen. Die Banken im In- und Ausland haben schon zu rechnen begonnen, welche Konsequenzen eine Annahme der Initiative auf den Märkten haben würde. Das Ergebnis: Franken und Gold würde zeitweise „durch die Decke gehen“. Die Nationalbank könnte den „Deckel“, den sie bei 1,20 zum Euro auf den Frankenkurs gelegt hat, nicht verteidigen. Denn will die SNB künftig im großen Stil Euro kaufen, müsste sie auch Gold zukaufen, um den von der Initiative geforderten minimalen Goldbestand (20% der Aktiva) zu halten. Folge: Die Glaubwürdigkeit, dass die Nationalbank unbegrenzte Mittel zur Verteidigung der Kursuntergrenze aufwerfen kann, wäre dahin. Damit stiege die Gefahr, dass die SNB vom Markt getestet wird und tatsächlich Euro (und Gold) kaufen muss. Für den Franken wird von Schweizer Banken ein Kurslauf bis auf 1:1 zum Euro vorhergesagt. Danach werde die Währung dann wieder auf Kurse zwischen 1,15 und 1,18 Euro zurück gehen.
Fazit: Es könnte sich lohnen, eine Spekulation auf das Schweizer Stimmvolk einzugehen und Franken und Gold zu kaufen. Nach oben hin ist die Chance hoch, nach unten hin das Risiko sehr begrenzt.