Der Dollar im Bann von Jackson Hole
Der US-Dollar steht bereits im Bann des jährlichen Zentralbankertreffens in Jackson Hole vom 26. bis 28. August. Seit 1978 lädt die Federal Reserve Bank of Kansas City zum volkswirtschaftlichen Symposium in das Tal am Rande der Rockies und es wird zum Stelldichein der wichtigsten Persönlichkeiten aus dem Banking, der Politik und der akademischen Welt. Typischerweise kommen 45 Zentralbanker aus aller Welt, 25 aus dem Federal System der USA (also den 12 regionalen „Reserve Banks“ der USA), 8 aus Finanzinstitutionen, 24 Akademiker, 5 Medienleute und 5 Politiker zusammen, um „um langfristige politische Fragen von allseitigem Interesse“ zu erörtern.
Das Thema klingt sperrig („Makroökonomische Politik in einer ungleichen Wirtschaft"), die Stimmung ist gewöhnlich entspannt. Man relaxt beim Fliegenfischen, es gibt weder Fernsehen noch eine Minibar in den einfach gestalteten Unterkünften und keine Präsentationsleinwand für Powerpoint im Tagungsraum. Gespräche am Rande werden in der Lobby geführt – dort kommt man auch mit Touristen zusammen, denn die Lobby beliebt geöffnet für das allgemeine Publikum. Oft genug werden hier halbinformell die Weichen für die Währungsmärkte gestellt.
Vorentscheidung erwartet
In diesem Jahr erwarten die Märkte in Jackson Hole eine Vorentscheidung für die Reduktion der Anleihenkäufe durch die US-Zentralbank. Vielleicht schon im Herbst, sicher ab Winter. Manche meinen bis auf null.
Der Dollar wird aus unserer Sicht keinen weiteren Schub erhalten. Die Erwartungen bezüglich der Straffung der US-Geldpolitik stecken jetzt in den Kursen um 1,17 zum Euro. Es müsste schon einen deutlichen Hinweis auf eine erste Zinserhöhung 2022 geben, damit auch die Marke von 1,17 fällt.
Der Nach-Corona-Gipfel ist erreicht
Wirtschaftlich sehen wir das nicht. Das zweite US-Quartal legte zwar erneut um 6,5% beim BIP zu (nach 6,3% im ersten). Die Einkommen steigen, am Arbeitsmarkt geht es stetig bergauf. Angesichts der weiterhin unklaren Corona-Lage schwächen sich die Erwartungen für die zweite Jahreshälfte aber bereits wieder ab. Wir sind am Gipfel des nach-Corona-Aufschwungs angelangt, hören wir immer häufiger in Wirtschaftskreisen. Das gilt für China, die USA, Europa – und Japan hinkt ohnehin hinterher. Das bedeutet zwar (bisher) nicht Abschwung. Aber die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Auch für den Dollar nicht.
Fazit: Wir sehen den Dollar zum Euro im 2. Halbjahr auf jeden Fall oberhalb von 1,15, wahrscheinlich von 1,17.