Der Dollar profitiert von fremder Schwäche
Der US-Dollar hat sich zuletzt erkennbar erholt. Dazu haben die US-Währungshüter keinen Finger gerührt. Sie beschränken sich darauf, die Fiskalpolitik in die Pflicht zu nehmen.
Die Bewegung kommt aus dem Ausland. Dort wird allenthalben über weitere Lockerungen spekuliert. Die EZB üklagt ber den „starken“ (aber nach Kaufkraft-Parametern immer noch unterbewerteten) Euro ; die Briten über Brexit-Risiken; Schweizer und Japaner würdenn mittlerweile sogar von der quantitativen zu experimentellen Lockerung übergehen, wenn sie denn umsetzbare Ideen hätten. Vor diesem Hintergrund ist schlichtes Abwarten und damit fehlende Erwartungen über eine Änderung der Politik völlig ausreichend, um Stärke zu erzeugen.
Nachlassende Auftriebskräfte
Allerdings ist zu erwarten, dass diese stille Stärke nicht allzu lang Bestand hat. Die Perspektiven der US-Politik geben das nicht her. Die prophylaktisch ausgesprochene Weigerung Donald Trumps, eine etwaige Niederlage im November anzuerkennen, rüttelt an den Grundlagen der Verfassung.
Die Wahl im November bringt womöglich keine Entscheidung, sondern eine lange Hängepartie mit allen Unwägbarkeiten . Allein diese Vorstellung lässt das Vertrauen in die Führungsmacht USA weiter schrumpfen.
Durchwachsene Signale aus der US-Wirtschaft
Zudem sind die Signale vom aktuellen Rand bestenfalls durchwachsen. Neben dem stabilen Einkaufsmanager-Index (composit 54,4 nach 54,7 Punkten gegenüber Konsens 54,5 Punkte) steht ein starker Empire State und ein schwacher Phily-FED-Index sowie vor allem der überraschend schwache Index der Chicago-FED, der die Abweichung vom Trend auf nationaler Ebene erfasst. Der fiel auf 0,79 Punkte nach 1,18 im Vormonate. Er verfehlte damit die Erwartungen um Größenordnungen (Konsens 1,88 Punkte). Das deutet unmissverständlich auf eine Abflachung des Trends, was von der Industrieproduktion (0,4% nach 3,0% gegenüber Konsens 1,2%, jeweils im Monatsvergleich) unterstützt wird.
Unterm Strich scheinen die Auftriebskräfte bereits nachzulassen. Da der Aufschwung schon an Kraft verliert, erhält die Forderung der Währungshüter nach zusätzlicher fiskalischer Stimulierung gerade vor den Wahlen zusätzliches Gewicht.
Überschüsse der Einkommensbilanz schrumpfen
Das hat eine negative Kehrseite für den Dollar: Das Defizit der Leistungsbilanz legt nicht nur wegen des gestiegenen Handelsdefizits zu, sondern auch, weil der Überschuss der Einkommensbilanz deutlich geschrumpft ist. Die USA verdienen nicht mehr so üppig mit ihren Auslandsanlagen. Die hauptsächlich festverzinslichen Auslandsschulden müssen jedoch weiter bedient werden. Hinzu kommt noch der Konflikt mit China, der immer neue Belastungen für die US-Wirtschaft bringt.
Fazit: Kurzfristig bleibt der Dollar stabil auf dem leicht ermäßigten Niveau. Die negativen Faktoren machen sich erst im weiteren Verlauf bemerkbar.
Empfehlung: Dollarbestände können kurzfristig gehalten werden. Länger laufende Anlagen (>6 Wochen) meiden. Als Anlagewährung im engeren Sinne ist der USD unattraktiv. Er ist aber auch nicht so schwach, dass Wetten auf sinkende Werte ratsam scheinen.