Der Euro sorgt für Zyklus-Dämmerung
Die Euro-Dollar-Parität steht technisch und fundamental an einer wichtigen Schwelle. Die Erholung des Euro seit dem Sommer steht kurz davor, den seit 2008 erkennbaren längerfristigen Abwärtstrend des Euro zu brechen. Diese technische Zuspitzung findet auf einem Niveau statt, welches etwa der Kaufkraftparität entspricht. Rechnerisch liegt die Abweichung nach den OECD-Parametern im einstelligen Bereich. Damit ist die seit Anfang 2014/15 entstandene Unterbewertung des Euro überwunden.
Was erklärt die Dollarschwäche? Nahe liegen die Defizite gegenüber dem Ausland. Doch das ist nicht unmittelbar plausibel. Das Defizit der Leistungsbilanz in den letzten vier Quartalen von rund 450 Mrd. Dollar oder etwa 2,5% vom BIP fällt nicht aus dem Rahmen. Es ist rechnerisch sogar vollständig durch die Aufnahme von über 700 Mrd. Dollar in die Währungsreserven der ausländischen Notenbanken im gleichen Zeitraum reichlich gedeckt. Doch eins fällt auf: Der Kapitalverkehr in der US-Zahlungsbilanz weist insgesamt deutlich geringere Zuflüsse aus, als sich aus der Reservebildung für sich genommen ergibt (Basis IWF-Daten).
Das weist auf Abflüsse ins Ausland im sonstigen Kapitalverkehr hin. Offenbar sind die ausländischen Investoren nicht völlig überzeugt von ihren Anlagen in den USA. Hier dürfte neben der guten Performance der Eurozone die zögerliche Haltung Chinas gegenüber weiteren Dollar-Anlagen eine Rolle spielen. Diese Gewichtsverlagerung wird für einen neuen, schwächeren Trend des Dollar sorgen.
Fazit: Erreicht oder überschreitet der Euro-Dollar-Kurs in den nächsten Monaten die 1,30, ist der zehnjährige Aufwärtstrend des Dollar endgültig gebrochen. Dann geht es gemäß den langen Schwüngen, die sich in Daten zeigen, nach unten. Ziel: 1,80.