Der Euro weicht auf
Die Finanzmärkte kommen in Bewegung. Vor allem die global anziehenden Inflationsraten bringen die Geldpolitiker der großen Notenbanken unter Zugzwang – und die signalisieren, dass sie den Druck spüren. Anders ist es kaum zu erklären, dass Fed-Chef Jerome Powell nur eine Woche nach der Notenbanksitzung der Fed eine neue Inflationsperspektive gibt.
Powell sprach davon, dass die Inflation frustrierend und hartnäckig sei und erst Mitte 2022 wieder zurückgehen werde. Außerdem deutete er an, dass die Fed ab November jeden Monat weniger zusätzliche Liquidität auf der Anleiheseite bereitstellen wird. Dass er dies vor weniger als sieben Tagen noch nicht kommuniziert hat, lesen wir als Indiz dafür, dass die Notenbank von der Inflationsentwicklung selbst überrascht ist.
Anleiherenditen springen nach oben
An den Finanzmärkten setzten diese Aussagen enorme Kapitalströme in Bewegung. Die US-Anleiherenditen schosse in wenigen Tagen von 1,31% auf 1,53% nach oben. Unsere Zinsprognosen können wir indes sowohl für den Euroraum also auch für die USA unverändert lassen. Wir hatten den Inflations- und Renditeanstieg bereits so erwartet.
Der Dollar zieht parallel kräftig an. Er hat den Euro sogar unter die Marke von 1,16 EUR|USD gedrückt. Damit entsteht ein neues Wechselkursbild und wir passen unsere Prognose-Range für das Währungspaar nach unten an. Der Dollar wird in den kommenden drei bis 6 Monaten stärker von den Erwartungen an die Fed (Reduktion der Anleihekäufe, Zinsanhebungen) getrieben werden.
Dollar zieht ab
Die Dollarstärke ist auch gegen den Yen zu sehen. Auch gegenüber Nippons Währung ist der Greenback nach oben ausgebrochen. Auch hier entsteht für die US-Währung eine neue Aufwertungsperspektive, die wir in unserer Prognose aber schon vorweggenommen hatten. Im Vergleich der drei Majors ist der Euro dabei der Schwächste im Bunde, denn auch er fällt gegen den Yen zurück. Hier deutet sich eine große Trendwende an. Der Euro dürfte sein Hoch bei 134 EUR|JPY gesehen haben. Nun rücken als nächste Wegmarken 126 und 121 EUR|JPY in den Blick. Hier zeigt sich klar die Schwäche des Euros, der von der EZB im Interesse vieler unterschiedlicher Länder "gesteuert" werden muss. Die USA und Japan sind dem gegenüber klar im Vorteil.
Allerdings ist die Dollarstärke auch etwas erstaunlich, angesichts der aktuellen Debatte über einen US-Staatsbankrott und der inhärenten Überbewertung des Greenback. Immerhin könnte die Zahlungsunfähigkeit schon Mitte Oktober eintreten und die Republikaner weigern sich bisher hartnäckig, auf die Forderungen der Demokraten einzugehen. Die Märkte glauben aber offenbar ganz fest daran, dass auch diesmal die USA ihre Schuldengrenze wieder erhöhen werden. Vermutlich wird das auch so sein. Aber die Auseinandersetzungen werden von Jahr zu Jahr schärfer – und das Problem immer nur größer.
Unsicherheit treibt Franken an
Die erneut wachsende Unsicherheit hat auch den Franken wieder angetrieben. Erst vorige Woche hatten wir empfohlen, jede Frankenschwäche, die ihn an das untere Ende seines Aufwärtstrendkanals führt, strategisch als Einstiegsgelegenheit zu begreifen. Wer dem Hinweis gefolgt ist, kann sich über ein sehr gutes Timing freuen. Angesichts der weiteren "Verwässerung" des Euros halten wir den Franken auch in den kommenden Monaten für eine wichtige Diversifikationswährung.
Fazit: Die Fed wird ab November die Anleihekäufe schrittweise reduzieren. Das schiebt die Renditen an. Der Druck, die Zinsen zu erhöhen, wirkt in die gleiche Richtung. Das stärkt in den kommenden 3 bis 6 Monaten den Dollar. Der Euro wird schwächer, auch gegenüber dem Yen.