Der Ringgit leidet an positiver Diskriminierung
Die Sonderkonjunktur des Malaysischen Ringgit (EUR|MYR: 4,76) dürfte vorbei sein. Malaysias Währung hat zum Euro zum Monatsende November wohl die längerfristige Kehrtwende eingelegt. Dies nach einem ordentlichen Zugewinn von 6,5% seit Mai dieses Jahres (Kurs damals: 5,04). Hauptgrund für die Perspektive: Politik und Wirtschaftspolitik des rohstoffreichen Landes sind nicht dazu angetan, notwendige Auslandsinvestitionen anzuziehen. Im gegenteil: Sie vertreiben diese geradezu aus dem Land.
Das von der Regierung von Premierminister Ismail Sabri Yaakob von der langzeitregierenden Partei UMNO (genau genommen ein Parteienbündnis) auf den Weg gebrachte Budget setzt auch in Zeiten der Corona-Pandemie auf die Politik der Bevorzugung der malaiischen Mehrheit. Die Unterstützung der Bürger wird nach ethnischen Kriterien verteilt. Die so genannte Bumiputeras (offiziell: einheimische ethnische Gruppen; gemeint: ethnische Malaien) streichen deutlich mehr als 90% davon ein. Ihr Bevölkerungsanteil beträgt aber nur rund 70%.
Bevorzugung auch von Unternehmen aus der tragenden Bevölkerungsschicht
Damit nicht genug: Die Bevorzugung geht auch in den Unternehmenssektor hinein. Der Zwang zur Beteiligung der Bumiputeras an den Unternehmen soll offenbar auf Klein- und Mittelunternehmen verschiedener Branchen ausgeweitet werden. Es müssen dann 51% des Eigenkapitals der betroffenen Unternehmen an Bumiputeras verkauft werden. Die Politik der Geschenke an die malaiische Mehrheit soll offenbar von der monströsen Korruption des früheren UMNO-Führers und ex-Regierungschef Najib Razak ablenken. Dessen Verurteilung zu 12 Jahren Haft wegen Korruption, Betrug, Geldwäsche wurde gerade bestätigt. Das hält die neue Regierung nicht davon ab, Najib als Berater zu installieren und so eine Rückkehr in die Politik zu ermöglichen.
Innovative Unternehmen ziehen sich zurück
Diese Politik erweist sich als wirtschaftliche Belastung. Wichtige Unternehmen aller Branchen, gerade auch ausländische Unternehmen wie Hyundai, Tesco oder IBM verkleinern ihre Präsenz oder ziehen ganz ab. Zumeist zieht es sie nach Singapur aber auch nach Indonesien, Thailand oder Vietnam.
Als besonders schmerzhaft dürfte sich die Abwanderung von Technologiefirmen erweisen. Neben den international bekannten Namen wie Google, Amazon, Uber betrifft es auch heimische Gewächse wie den Fahr-Dienst Grab, Coin Gecko (Plattform für mehrerer Kryptowährungen) oder Banking-App BigPay, die nach Singapur ausweichen. Zoom Video Communications baut sein regionale F&E-Zentrum statt in Malaysia in Singapur auf.
Der Nährboden der Korruption
Die Politik der Privilegien für die malaiische Mehrheit bildet zudem den Nährboden für die weit verbreitete Korruption. Es hat sich eine malaiische Oberschicht gebildet, die letztlich von der Rolle als Strohmann und Provisionsempfängers lebt, gestützt auf die positive Diskriminierung zugunsten der malaiischen Mehrheit. Unterdessen wandern leistungsfähige und -bereite Köpfe ab.
Fazit: Die kommende Erholung von der Corona-Krise wird an Malaysia vorbei gehen. Gleichzeitig werden Malaysias Arbeitskosten in der verarbeitenden Industrie im Vergleich zu anderen Standorten wie Thailand, Vietnam und Indonesien unattraktiv. Das wird auf längere Sicht auch den Ringgit treffen. Dies wird nur kurzfristig durch die günstige Rohstoffkonjunktur überdeckt.
Empfehlung: Kurzfristige Anlagen von bis zu sechs Monaten können noch interessant sein, längere Bindungen meiden.