Der Yen wird wieder stärker
Japan hat den BIP-Rückgang vom 1. Quartal überwunden. Das 2. Quartal lieferte mit 1,9% annualisiertem Wachstum wieder einen beachtlichen Zuwachs. Wichtigster Treiber war der private Konsum. Indes entstehen hier Zweifel an den japanischen Daten, denn die monatlich vorgelegte Reihe der Ausgaben privater Haushalte hatte für jeden der drei Monate des Quartals Rückgänge (zum Vorjahr) angezeigt. Das widerspricht den BIP-Daten.
Japans Währungshüter werden die Zahlen als Bestätigung ihrer Entscheidung deuten, von ihrem seit Jahren nicht erreichten Inflationsziel (2%) abzurücken. Dieses Ziel verliert neben der Entwicklung der Einkommen an Bedeutung. Gemessen am realen BIP pro Kopf lässt Japan nach den Daten des IWF im Durchschnitt der Jahre 2000-2019 mit +0,8% sowohl die Briten (0,6%) als auch die Eurozone (0,5%) hinter sich. Offenbar verdeckt die Demografie (schrumpfende Bevölkerung) eine positive Verfassung der Wirtschaft. Solange dieser Wachstumstrend für die Pro-Kopf-Einkommen hält, dürfte die deutliche Abweichung der aktuellen Inflation mit 0,7% vom Ziel (2%) kein besonders dringendes Problem mehr sein. Daher gibt es Raum, die über viele Jahre betriebene quantitative Lockerung fühlbar zurück zu schrauben. Zudem deuten die Daten vom aktuellen Rand auf eine Fortsetzung des Wachstumstrends. Die absehbare indirekte Straffung der Geldpolitik dürfte daher zunächst kaum Auswirkungen haben, abgesehen von zusätzlicher Stärke für den Yen, der zuletzt auch gegenüber dem Dollar wieder zulegen konnte.
Fazit: Der Yen wird stärker, inzwischen auch gegenüber dem Dollar. Wir raten, bestehende Carrytrades mit Yen-finanzierten Dollaranlagen nicht mehr zu verlängern.