Die Fed ist der große Taktgeber 2022
Die US-Notenbank wird in diesem Jahr der entscheidende Taktgeber an den Devisenmärkten sein. Denn die Fed wird schneller und forscher gegen die Inflation vorgehen als viele Beobachter noch immer erwarten. Das lesen wir aus dem Sitzungsprotokoll heraus, dass gerade veröffentlicht wurde. Darin heißt es wörtlich, dass die Fed gezwungen sein könnte, die "Zinsen eher und schneller anzuheben".
Bewegung in den US-Anleiherenditen
Außerdem haben die US-Notenbanker diskutiert, die Anleihekäufe nicht nur wie schon beschlossen zurückzuführen, sondern darüber hinaus auch die aufgepumpte Bilanz der Notenbank abzubauen. Das würde bedeuten, dass die Fed gekaufte Anleihen auf den Markt gibt und verkauft - oder zumindest auslaufende Papiere nicht wieder ersetzt. Beide Maßnahmen hätten zusätzlichen Druck auf den Zinsmärkten zufolge und würden sich in steigenden Renditen bemerkbar machen.
Die US-Zinsen sind bereits auf diesen Pfad eingeschwenkt. Während die Zinsen am kurzen Ende weiter knapp über Null notieren, sind die Renditen schon kräftig auf 1,70% angesprungen. Wir hatten diesen kräftigen Anstieg schon prognostiziert und können unsere Bandbreite halten. Angesichts der Aussicht auf 7% Inflation in den USA im Dezember ist das Zinsniveau sogar noch sehr niedrig. Am kurzen Ende werden die Zinsen erst zu steigen beginnen, wenn der erste Zinsschritt der Fed näher rückt. Das könnte aber schon im Sommer der Fall sein. Auch das können Sie bereits aus unserer Prognose ablesen.
Die EZB hält die Füße still
Von der Europäischen Zentralbank erwarten wir weiterhin keine Schritte in Richtung einer signifikanten Reduktion der Anleihekäufe. Damit bleiben auch Zinserhöhungen noch weit hinter dem Horizont. Dennoch werden in Europa die Zinsen parallel zur Inflationsentwicklung weiter klettern, allerdings mit moderater Gangart.
Die klare Handlungsperspektive der Fed wird auf den Dollar-Kurs zurückwirken und den Greenback im Trend stützen. Denn die Fed und die EZB haben unterschiedliche Marschrichtungen. Mit ihnen gehen zunehmend divergierende Zinsentwicklungen einher. Im Ergebnis steigen die Zinsdifferenzen zwischen den großen Währungsblöcken.
Schwäche-Perspektive für den Euro auf breiter Front
Die zunehmenden Zinsdifferenzen zwischen den USA und Europa und Japan werden den Euro mit Blick auf das zweite und dritte Quartal wieder schwächen. Daher dürfte der Euro im Jahresverlauf gegen den US-Dollar den unteren Bereich seines seit sechs Jahren gültigen Preisbands anvisieren und in Richtung 1,05 US-Dollar sinken. Auch das Erreichen der Parität halten wir im Laufe des Jahres für nicht ausgeschlossen, wenn die Fed harsch reagiert.
Parallel dazu wird der Euro gegen die Währungen schwächer, die ebenfalls eine klare Zinsperspektive nach oben haben. Das sind einige osteuropäische Währungen (sogar der Rubel muss hier genannt werden), aber auch das Pfund. Eine Fortsetzung der Hausse auf den Rohstoffmärkten dürfte zudem die klassischen „Rohstoff-Währungen“ stützen. Aufwertungs-Kandidaten sind der Austral-Dollar, der Kanada-Dollar, der Neuseeland-Dollar sowie die norwegische Krone.
Fazit: Der Euro erlebt zum Jahresanfang zwar einen kleinen Höhenflug gegen den Dollar. Das dürfte aber nur ein kurzes Zwischenspiel sein. Das absehbare Eingreifen der Fed gegen die Inflation wird den Dollar anschieben. Klettern die US-Zinsen weiter, dann wird sogar der Anleihemarkt wieder für Investoren interessant.