Die Kehrseite der Medaille
Der jüngste Arbeitsmarktbericht hat einen kleinen Schock ausgelöst. Statt der erwarteten 180.000 neuen Jobs wurden nur 75.000 gemeldet. Das liefert natürlich eine klare Bestätigung der skeptischen Haltung der US-Währungshüter, die eher auf Zinssenkungen zusteuern. Die wenig rationale Politik der Trump-Administration schlägt auf die Wirtschaft zurück. Die Zölle wirken wie eine Erhöhung der indirekten Steuern und bremsen die Binnennachfrage. Zudem leidet die US-Industrie wie der Rest der Welt unter den verhängten US-Sanktionen und Konflikten.
Darüber hinaus tritt ein Strukturproblem zutage. Die Zuwächse an Arbeitsplätzen sind an der Industrie vorbei gegangen. So ergeben die Arbeitsmarktberichte der letzten 6 Monate zusammen genommen einen Zuwachs von 1,17 Mio. Jobs in den USA. Davon entfallen allerdings nur 51.000 Jobs (also weniger als 5%) auf die verarbeitenden Industrie. Die gut bezahlten Jobs auf Facharbeiter-Niveau verschwinden. Stattdessen entstehen schlechter bezahlte Dienstleistungsjobs mit geringem Qualifikationsniveau.
Diese qualitative Verschiebung in der Beschäftigung erklärt auch den trotz Vollbeschäftigung fehlenden Lohndruck und die daher untypisch niedrige Inflation. Die Anbieter auf der Verbraucherebene können die durch die Zölle gestiegenen Kosten offenbar nicht (vollständig) an die Käufer weitergeben. Die Einkommen und die Nachfrage sind zu schwach.
Fazit: Die US-Wirtschaft erweist sich weniger stark als erhofft und erwartet. Solange keine offene geopolitische Krise droht, kann der USD auch nicht als sicherer Hafen fungieren. Allerdings sprechen die höheren Ertragsraten für eine Anlage. Unsere Kauf-Empfehlung für Dollar-Papiere guter Emerging Markets bleibt bestehen.