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Ausgabenwut des Präsidenten treibt die US-Inflation

Die Märkte setzen bei EUR|USD auf die konsequentere Notenbank

Devisen Euro Dollar Würfel. (c) picture alliance / Zoonar | DesignIt
Die EZB hat ihre Pflicht getan, nicht mehr, nicht weniger. Doch viele im Zentralbankrat verlässt bereits der Mut angesichts der enormen Staatsschuldenlasten. Die Fed wird weniger Rücksicht auf die heimische Politik nehmen. Sie muss sich dem Präsidenten widersetzen.

Nach kurzzeitigen Spekulationen auf die EZB fällt der Euro wieder. 0,75% – die EZB entspricht mit ihrem aktuellen Zinsschritt „nur“ den Erwartungen. Noch zeigen sich die Inflationsraten unbeeindruckt von Rezession und Zinsanhebungen. Ein beinahe zweistelliger HVPI in Deutschland, das ist Normalzustand für ein Entwicklungsland, nicht für ein Industrieland.

Jetzt wird entscheidend sein, ob die EZB bereit ist, ihren Straffungskurs konsequent weiterzuführen. Das gefährdete Italien zahlt jetzt mehr das Vierfache wie vor einem Jahr bei der Ausgabe von 10-jährigen Staatsanleihen (aktuell 4,0%, vor 12 Monaten 0,98%).

Immenser Finanzbedarf, der über neue Schulden gestillt werden muss

Die Fülle an Aufgaben (s. Seite 1 der heutigen Ausgabe von FUCHS-DEVISEN) – Rüstung, Wiederaufbau Ukraine, Energiekosten, Demografie mit Rentenproblematik und Pflege – signalisiert einen immensen Finanzbedarf für ganz Europa. Das wird bei steigenden Zinsen nicht leichter. Und solange der Eurokurs fällt, importiert Europa Inflation. Denn speziell die teure Energie wird in US-Dollar bezahlt.

Hinzu kommt eine Rezession, die noch von leicht in heftig umschlagen kann, wenn es im europäischen Energieversorgungsnetz zu Blackouts, Totalausfällen, kommt. Damit ist absehbar, dass die Einnahmen der staatlichen Kämmerer perspektivisch zurückgehen werden, die finanziellen Spielräume enger werden, bei gleichbleibenden und wachsenden Aufgaben. Nimmt die EZB darauf zu große Rücksicht und bleibt die Inflation deshalb hoch, verliert sie auch den Rest ihrer Glaubwürdigkeit an den Märkten, die ohnehin bereits wegen der Prognosefehler stark gelitten hat.

Spekulation auf die Fed-Sitzung

Der Dollar dagegen bekommt Unterstützung durch die vorläufigen Wachstumszahlen fürs 3. Quartal. Das reale BIP stieg im dritten Quartal um 2,6 Prozent – immerhin die stärkste annualisierte Wachstumsrate seit letztem Jahr–, nachdem es noch im zweiten Quartal um 0,6 Prozent gesunken war. Somit ist eine (technische) Rezession vorerst abgewendet.

Wirklich „gesund“ wächst aber auch die US-Wirtschaft nicht. Die für die USA so wichtige Binnennachfrage stieg nur um 0,5%. Die Verbraucherausgaben verlangsamten sich. Der Zuwachs spiegelt in erster Linie einen geringeren Rückgang der privaten Bestandsinvestitionen und eine Beschleunigung der Anlageinvestitionen jenseits des Wohnungsbaus sowie einen Anstieg der Ausgaben der Regierung wider. Teilweise wird das durch einen stärkeren Rückgang der Anlageinvestitionen im Wohnungsbau und eine Verlangsamung der Verbraucherausgaben ausgeglichen. Der durchschnittliche Zinssatz für eine 30-jährige Festhypothek stieg wiederum auf über 7%. Das ist der höchste Stand seit 20 Jahren. Die Zinserhöhungen der Fed kühlen den Immobilienmarkt ab. Das ist die positive Seite der Medaille.

Fed-Sitzung vor dem Hintergrund einer Ausgabenorgie

Vor diesem Hintergrund tagt in der kommenden Woche das US-Zentralbankdirektorium. Die „wütenden“ Staatsausgaben von US-Präsident Joe Biden, dessen Demokraten vor den Midterms im Stimmungstief sind, treiben die Inflation. Die Fed zeigt sich zudem bislang deutlich entschlossener als die EZB, die Inflation zurückzudrängen. Sie weiß, dass die Märkte sonst ähnlich verärgert reagieren könnten wie jüngst in Großbritannien während des Interregnums von Liz Truss. Somit könnten viele Marktteilnehmer, die bereits auf mehr Zurückhaltung bei den Zinsschritten hoffen, auf dem falschen Fuß erwischt werden.

Fazit: Der US-Dollar bleibt gegenüber dem Euro weiter in der Vorhand. Wer Dollar nicht direkt hält, sollte sich am US-Aktienmarkt jenseits der Tech-Familie umsehen.
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