Die Notenbank wartet noch ab
Ob die Norges Bank zu ihrem nächsten Treffen am 15. August das fünfte Mal in Folge die Zinsen bei 4,5% belässt, ist fraglich. Mit ihrer Feststellung, der Leitzins übe aufgrund seines restriktiven Niveaus einen bremsenden Effekt auf Konjunktur und Inflation aus, öffnete sie eine Tür für Zinssenkungen. Sollten Wachstum, insbesondere getrieben durch den Export, und der Konsum unter Druck geraten, hat die Notenbank Pfeile im Köcher, die sie auch entgegen früherer Äußerungen gezielt verschießen kann.
Konjunkturbild zuletzt getrübt
Die Stimmung der Einkaufsmanager im herstellenden Gewerbe erfuhr im Juni einen herben Dämpfer. Nach 51,7 Zählern im Vormonat landete der Umfragewert bei nur noch 47,7 Punkten. Verantwortlich dafür waren insbesondere rückläufige Aufträge sowie Produktions- und Auslastungszahlen. Auch der Einzelhandel litt. Im Vergleich zum Vormonat sanken dessen Umsätze in nahezu allen Bereichen um 5,1% beziehungsweise auf Jahresbasis um 3%. Ein Hoffnungsträger ist der Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenrate lag im Juni unverändert bei 4,1%, wobei die Beschäftigung mit anziehender Partizipation zulegte.
Die Frage nach der Energie
Der Ölpreis kam zuletzt unter Druck und unterbot in der Sorte WTI die psychologisch wichtige Marke bei 80 Dollar. Damit testet das wichtigste Exportgut Norwegens, knapp 80% der Exporte gehen auf den Energieträger zurück, die untere Unterstützung, die aus der Verbindung der Tiefs seit Sommer dieses Jahres resultiert und knapp unter 80 Dollar verläuft. Bricht er diese, eröffnet sich damit weiteres Potenzial bis 70 Dollar. Zuletzt belasteten die schwachen Ölimporte Chinas, die im ersten Halbjahr 2024 um 11% sanken, in Verbindung mit dessen unter den Erwartungen liegenden Wirtschaftswachstum für das zweite Quartal die Preise.
Krone gerät unter Druck
Die Devise verlor zum Euro in den zurückliegenden 5 Wochen im Gleichschritt mit der Ölschwäche mehr als 5% an Wert. Fraglich ist, ob der jüngste Schwächeanfall der Krone ein Impuls war mit dem eine neue Abwertungsrunde eingeläutet wurde? Maßgeblich dafür dürfte nicht nur der weitere Notenbankkurs sein, sondern auch der Verlauf des Ölpreises. Sollte dieser weiter an Boden verlieren, dürfte darunter auch die Krone leiden.
Fazit: Auch wenn der Preisdruck anhält und die Notenbank daher zuletzt Zinssenkungen ausschloss, könnten die jüngsten konjunkturellen Entwicklungen dafür sorgen, dass sie von ihrem restriktiven Kurs abkehrt.
Empfehlung: Kurzfristig orientierte Trader beachten die Unterstützungen bei 12 EUR|NOK als Stopp für ihre Hebelengagements aus der FD-Ausgabe vom 17. Mai mit den WKNs PC7PG5. Ein Überschreiten wäre ein Verkaufssignal. Mit norwegischen Aktien und Anleihen bewegt sich der Anleger dennoch auf solidem Boden. Kurzfristige Preisfluktuationen werden an der Solidität der Nordlichter nichts ändern. Eine Korrektur eröffnet antizyklisch Chancen, sich zu positionieren.