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Devisen

Die Regionen Nahost und Afrika: Ungemütliche Perspektiven

In unserem Devisen-Wochenschwerpunkt blicken wir auf die Entwicklungen in der Türkei, Israel, Ägypten, Nigeria und Südafrika.

Bremsklotz Erdogan

In der Türkei hat die Geldpolitik Handlungsbedarf. Die Währungshüter ließen zwar den zentrale Repo-Satz mit 8% unverändert. Sie hoben aber die Sätze der kleineren Faszilitäten an – bei der kurzfristigen Spitzenrefinanzierung etwa von 8,5% auf 9,25%. Grund: Die Inflation stieg auf rund 8,5%. Tendenz weiter steigend. Die Lira ist schwach, das Auslandsdefizit wächst. Indes hat Präsident Erdogan verkündet, die Probleme seien eine Verschwörung des Auslands. Er hat Notenbankchef Cetinkaya und seinen Mitstreitern gewissermaßen verboten, Gründe für eine Zinserhöhung zu finden. Damit aber verschlimmert er die Sache. Denn er ordnet die Stabilität der Wirtschaft dem taktischen Kalkül der Tagespolitik unter. Das Vertrauen von Investoren und Unternehmen ist dahin. Der zuletzt auf 47,7 Punkte tief in den Kontraktionsbereich gefallene Einkaufsmanager-Index zeigt, dass es noch weiter abwärts geht.

Fazit: Die Lira wird umso schwächer werden, je stärker sich der Präsident fühlt.

Starker Schekel, schwacher Export

Der israelische Schekel bleibt stark. Gemessen am nominalen Außenwert legte er im letzten Jahr um rund 6% zu. Da eine nach wie vor negative Inflation hinzu kommt, ergibt sich eine noch höhere reale Aufwertung. Folge ist ein schwacher Export. Im Vergleich zu den anderen Komponenten liefert er kaum einen Beitrag zum insgesamt beachtlichen Wachstum von rund 3,8% (2016). Die Impulse kommen von der Binnennachfrage her. Der Konsum der privaten Haushalte (+6,1%) und die Anlage-Investitionen der Unternehmen (+10,3%) sind die Treiber. Die verschlechterte Sicherheitslage wirkt sich bislang lediglich auf den Tourismus aus. Dennoch sollte angesichts der jüngsten politischen Entwicklungen (Siedlungsbau, Hauptstadtfrage) mit deutlich gestiegenen Risiken gerechnet werden.

Fazit: Die wirtschaftlichen Daten sprechen für einen weiter starken Schekel. Zumal bald wohl auch Spekulationen auf Zinserhöhungen aufkommen werden. Von den wachsenden politischen Spannungen gehen allerdings erhebliche Risiken aus.

Unter Schock

Die Inflation geht kräftig nach oben. Gründe sind die erzwungene Freigabe der Pfund-Paritäten im Zuge der Finanzkrise Ägyptens zusammen mit der Freigabe bisher regulierter oder subventionierter Preis. Zuletzt stieg die Entwertungsquote auf fast 24%. Damit dürfte auch der Druck auf das Pfund erhalten bleiben. Sollte sich der Preisauftrieb nicht schnell beruhigen, werden höhere Zinsen erwartet. Und wohl auch unumgänglich. Das würde das mit 4,3%-4,4% nicht besonders starke Wachstum beeinträchtigen und den Abbau der mit 12,6% immer noch hohen Arbeitslosigkeit bremsen. Unterdessen bereitet die Regierung eine 4 Mrd. Dollar schwere Anleiheemission vor, um die externen Defizite zu decken. Die bislang gesehenen Renditen zwischen 6,125% (Laufzeit 5 Jahre) und 8%-8,5% (30 Jahre) für Dollar-Papiere sind teuer. Sie deuten auf erhebliche Risiken hin, die sich die Investoren bezahlen lassen.

Fazit: Das Pfund dürfte unter Druck bleiben. Die Möglichkeiten zur Stützung sind trotz IWF-Hilfe begrenzt. Die Abwärtsrisiken bleiben groß.

Notenbank gegen Abwertung

Die wirtschaftliche Lage Nigerias bleibt schwierig. Die Inflation beträgt unverändert 18%. Neues Wachstum ist kaum in Sicht. Der Einbruch im Ölgeschäft strahlt auf die Volkswirtschaft aus. Wachstumsimpulse kommen nur von der Landwirtschaft. Die aber ist nicht stark genug, um das Land aus der Rezession zu ziehen. Die Dollar-Parität liegt bei 315 Naira. Allerdings werden auf dem Schwarzmarkt Kurse bis zu 460 Naira/Dollar bezahlt. Die Ratingagentur Fitch hat daher den Ausblick auf negativ gesetzt. Eine weitere Abstufung (aktuell B+) würde die von der Fiskalpolitik erwartete Trendwende erschweren, da sich die Kreditaufnahme entsprechend verteuert.

Fazit: Der Naira wird momentan vor allem indirekt durch die allerdings löcherigen Kapitalkontrollen stabilisiert. Die Risiken liegen klar auf der Unterseite.

Weiter abwärts

Die Währungshüter der Notenbank SARB haben ihren Ausblick für 2017 weiter Mal herabgesetzt. Jetzt soll der Zuwachs noch 1,1% betragen. Vor 12 Monaten waren es noch 2,1%. Unmittelbarer Anlass ist die rückläufige Produktion beim Bergbau und in der Automobilindustrie. Die Struktur der BIP-Zahlen deutet zugleich darauf hin, dass diese Wachstumsschwäche tiefer verwurzelt ist. Sie gründet in den Anlageinvestitionen der Unternehmen. Der schwache Wachstumstrend reicht nicht aus, die seit Jahren über 25% liegende Arbeitslosenquote zu verringern. Der Einkaufsmanager-Index ist seit Monaten im Negativbereich. Auch das Konsumentenvertrauen fällt angesichts schrumpfender Haushalts- und Pro-Kopf-Einkommen. Beides unterstreicht, dass kaum jemand eine Verbesserung erwartet. Die Inflation liegt mit 6,8% und steigender Tendenz über dem Ziel von 3%-6%. Es zeichnet sich eine Art Stagflation ab.

Fazit: Der Rand bleibt auf absehbare Zeit schwach.

6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Nahost und Afrika

LandWährung/ZinsAktueller KursAusblick 3 MonateAusblick 6 MonatePrognose-sicherheit
TürkeiTRY4,164,374,58neutral
3m-Zinsn.v.--
IsraelILS4,054,074,08neutral
3m-Zins0,10,10,1
ÄgyptenEGP20,4820,520,5unsicher
overnight15,45n.v.n.v.
Nigeria
NGN336,1330335unsicher
overnight10,05n.v.n.v.
Südafrika
ZAR14,3415,0315,12neutral
3m-Zins7,377,357,35
  • TRY: Erdogans Politik belastet die Lira.

  • ILS: Die Notenbank wird versuchen, den Schekel schwächen. 

  • EGP: Das ägyptische Pfund bleibt durch die schwache Auslandsposition gefährdet.

  • NGN: Der EUR/NGN wird nur durch die crossrate zum Dollar bewegt.

  • ZAR: Der Rand leidet unter der sich abzeichnenden Stagflation.

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