Die Türkei droht zu kippen
Die Finanz- und Währungskrise in der Türkei spitzt sich gefährlich zu. Der steile Rendite-Anstieg der zweijährigen türkischen Staatsanleihen auf heute 22,40% signalisiert, dass institutionelle Anleger einen Zahlungsausfall nicht mehr ausschließen. Die Rendite der 10-jährigen Papiere liegt mit aktuell 18,5% sogar tiefer. Auch die Lira ist weiter abgetaucht, hat gegen den Dollar ein neues Tief erreicht.
Hauptgrund des Ausverkaufs ist das verloren gegangene Vertrauen der Märkte in die Finanzpolitik der türkischen Regierung (FB vom 25.06.). Größtes Risiko ist die kontinuierlich hohe Finanzierungsnotwendigkeit des sehr hohen und steigenden Leistungsbilanzdefizits. „Das kann jederzeit zusammenbrechen", munkelt ein Analyst, der es für denkbar hält, dass die Türkei bald „ein Hilfegesuch in Richtung IWF" senden wird.
Deutsche Unternehmen wären von einem Zahlungsausfall der Türkei stark betroffen. Sie haben nach jüngsten Zahlen 12,9 Mrd. Euro in der Türkei investiert, so die LBBW. Die deutschen Exporte in Richtung Bosporus lagen 2017 bei 21,5 Mrd. Euro. Die Importe von dort betrugen 16,2 Mrd. Euro. Das Ausfallrisiko der deutschen Banken halte sich in Grenzen. Im Falle eines Zahlungsausfalls wären französische Banken am stärksten betroffen.
Fazit:
Die Türkei wackelt gefährlich. Politisch ist bisher keinerlei Umdenken oder Einlenken zu erkennen. Noch engagierte Unternehmen prüfen spätestens jetzt ihre konkreten Risiken, checken ihre EulerHermes-Absicherung und ziehen ggf. die Notbremse.
Hinweis:
Eine ausführliche Analyse dazu, zu den akuten Ansteckungsgefahren durch die aktuelle Türkei-Krise und zu anderen gefährdeten Emerging Markets lesen Sie morgen im aktuellen FUCHS-Devisen.