Die Türkei vor der Zahlungskrise
Die Krise der Türkei ist noch längst nicht ausgestanden. Zwar hat die türkische Notenbank TCMB endlich gehandelt. Sie hat den einwöchigen Reposatz von 17,75% auf beachtliche 24% heraufgesetzt. Damit reagierten die Währungshüter auf den Kursverfall der Lira und den Auftrieb der Inflation. Sie betrug zuletzt 18%. Rechnet man den Trend aus den letzten drei Monatsraten hoch, ergeben sich 21,8%. Daran gemessen sind 24% Leitzins nicht mehr so erschreckend hoch. Doch es ist fraglich, ob sich die Inflation damit stoppen lässt.
Es werden wohl noch weitere Zinsschritte nötig sein. Nur dann wird sich der Nachfrageüberhang neu-tralisieren lassen. Diese Aufgabe übernimmt derzeit eher das Ausland: Das Defizit sank deutlich, weil die Importe mit -4,8% bei gleich bleibenden Exporten kräftig zurückgingen. Hintergrund: Unternehmen und Banken haben einen Großteil ihrer Finanzierung durch Währungskredite dargestellt. Bei den Unternehmen sind es etwa 55% der Gesamtverbindlichkeiten, bei den Banken rund 80% (Stand Februar). Das ist angesichts des Verfalls der Lira zu einem existenziellen Risiko geworden. Die Gläubiger begrenzen deshalb ihren Kredit. Das stellt jedoch die Zahlungsfähigkeit vieler Schuldner infrage.
Fazit: Anlagen in der Türkei verbieten sich. Lieferantenkredite (Zahlungsziele) sollten vermieden werden. Das Insolvenzrisiko der türkischen Unternehmen ist angesichts der Tendenz zur Überschuldung alarmierend hoch.