Die Zinsanhebungen in den USA verändert die Schuldnerqualität in aufstrebenden Volkswirtschaften
Die neue Ausrichtung der Geldpolitik in den etablierten Industriestaaten beeinträchtigt die Emerging Markets. Denn sie geht weg vom Krisenmodus mit Nullzinsen und reichlich Liquidität hin zu normalen Verhältnissen, deren Zinsen und Risikoprämien im Gleichschritt steigen. Der langsam Realität werdende Handelskrieg der USA kommt hinzu. Dieser betrifft längst nicht mehr allein China; auch NAFTA-Partner und die EU haben inzwischen Vergeltungszölle angekündigt. Lediglich Japan hält noch still.
Diese Belastungen treffen vor allem die asiatischen Nachbarn und zumeist langjährigen Verbündeten der USA in Asien.
Diese Länder verfolgen generell ein ausfuhrorientiertes Modell und erzielen daher hohe BIP-Anteile im Export. Zudem sind sie zumeist eng in die Lieferketten der chinesischen Industrie eingebunden. Folglich schlägt jeder Rückschlag im Reich der Mitte auch nach Taiwan, Thailand oder Malaysia durch. Nimmt man nun noch hinzu, dass Russland und der gesamte post-sowjetische Raum unter den westlichen Sanktionen leiden, sind für praktisch alle Regionen der EM Handelbeschränken und -probleme erkennbar.
Auf dieser Ebene sind die Emerging Markets besonders verwundbar. Wichtigste Voraussetzung für die Schuldentragfähigkeit dieser Länder sind Leistungsbilanzen mit allenfalls überschaubaren Defiziten und unproblematischen Inflationsraten. An diesen Maßstäben sollten sich auch die Investoren orientieren und konsequent auf Qualität setzen (siehe auch FD vom 18.5.).
Fazit:
Anleger sollten aus den lokalen Währungen aussteigen, Anleihen nur in Dollar oder allenfalls Euro. Aktienanteile sollten eher sinken, die US-Politik zielt direkt auf die Margen der Unternehmen.
Empfehlung:
Regional sind in diesem Raster die Osteuropäer interessant. Sie versprechen – abgesehen von Rumänien – am ehesten Stabilität. An zweiter Stelle kommen – trotz der Nähe zu China – die asiatischen Staaten aufgrund ihrer starken Auslandsposition. In Lateinamerika bietet sich streng genommen nur noch Chile an. In Afrika sollte ohnehin nur mit sehr langem Atem investiert werden.