Dollar bleibt unter Druck
Das Rätselraten um den Post-Corona-Aufschwung in den USA wird langsam spannend. Die Zahlen vom Arbeitsmarkt fügen sich nicht der schlichten Idee, dass es irgendwann eben wieder aufwärts geht. Vielmehr haben wir zunächst den ADP-Report. Ihm zufolge ist die Schaffung neuer Jobs regelrecht eingebrochen. Die jüngste Ausgabe per Juli lieferte gerade noch 167.000 neue Jobs der privaten Wirtschaft. Das ist weit unter den erwarteten 1,89 Mio. (Konsens) und Lichtjahre entfernt von 4,31 Mio. neuen Jobs vom Juni. Das scheint umso verwirrender, als die Neuanträge auf Arbeitslosenunterstützung mit 1,18 Mio. Fällen sowohl unter den Erwartungen (Konsens 1,442 Mio. Fälle) als auch den Zahlen der Vorwoche (1,435 Mio. Fälle) lagen.
Dieser Widerspruch zwischen schwachem Beschäftigungsaufbau und günstiger Arbeitslosenstatistik lässt sich auflösen. Dazu müssten die schon nach 2008 beobachteten Verdrängungseffekte erneut zutage treten. Die US-Statistik schließt arbeitslose Personen relativ schnell aus dem verfügbaren Angebot an Arbeitskräften aus. Folglich schlägt sich die Arbeitslosigkeit statistisch zum Teil in einer sinkenden Beschäftigungsquote nieder.
Schwacher Beschäftigungstrend
In jedem Fall liefern die Einkaufsmanager-Indizes Signale auf Unternehmensebene, die auf einen schwächeren Trend der Beschäftigung hindeuten. Der mit 50,3 Punkten knapp gelungene Sprung über die Wachstumsschwelle für die Gesamtwirtschaft ist der verarbeitenden Industrie zu verdanken. Sie legte auf 50,9 (Vormonat 49,8) Punkte zu. Die Dienstleistungsunternehmen erreichten mit 50 Punkten nur den neutralen Bereich.
Die Industrie baute aber schon im Aufschwung nach der Krise 2008/9 kontinuierlich Jobs ab. Denn neu verfügbare Technologien und die extrem niedrigen Zinsen schaffen einen starken Anreiz, Jobs zugunsten eines höheren Kapitaleinsatzes abzubauen. Je mehr die Industrie zum gesamten Wachstum beiträgt, desto höher steigt der Schwellenwert für die Wachstumsrate, von dem an zusätzliche Jobs entstehen.
Schwacher Arbeitsmarkt, schwacher Aufschwung
Sollte sich unsere Vermutung bestätigen, dann wird der US-Aufschwung in jedem Fall flacher als erhofft ausfallen. Denn die Entwicklung des Arbeitsmarktes (wie schon nach 2008/9) lässt weniger Spielraum für Lohnzuwächse und bremst damit den privaten Konsum.
Fazit: Unter diesen Umständen dürfte die aktuell schwächere Verfassung des Dollar längerfristig Bestand haben. Als Anlagewährung wird er ähnlich unattraktiv wie der Euro, sollte nur soweit aus Sicherheitsgründen nötig im Bestand gehalten werden.