Eine weitere indirekte Straffung
Die Unabhängigkeit der Notenbank in der Türkei steht nur noch auf dem Papier. Gleichwohl wissen die Währungshüter sehr genau, dass die Zinsen steigen müssen, um den gefährlichen Abwärtstrend der Lira zu stoppen und die wachsenden Löcher in Leistungsbilanz zu stopfen. Eine offene Zinserhöhung war von den türkischen Währungshütern der Notenbank TCMB war indes nicht zu erwarten.
Eingriff auf Umwegen
Aber die Währungshüter greifen indirekt ein. Das tun sie soweit es sich ohne eine offene Änderung der Leitzinsen bewerkstelligen lässt. Zunächst haben sie die zum Hauptrefinanzierungssatz (einwöchiger Repo 8,25%) zugeteilten Mengen stark verknappt und die Banken gezwungen, die teureren Fazilitäten (overnight 9,75%, und vor allem late liquidity 11,25%) stärker in Anspruch zu nehmen. Jetzt haben sie die Mindestreservesätze um mehrere Prozentpunkte heraufgesetzt: Die Banken müssen sich bei gegebenem Geschäftsvolumen jetzt noch mehr Kredit bei der Zentralbank zu den höheren Zinssätzen besorgen, um diese Mittel in ihrem Mindestreserven fest zu legen.
Die Währungshüter schätzen den eigenen Angaben zufolge, dass sie so rund 17 Mrd. Lire im normalen Kreditgeschäft und 8,5 Mrd. Dollar aus Gold- und Devisengeschäften vom Markt nehmen. Das geht zwar in die richtige Richtung, löst aber nicht das grundlegende Vertrauensproblem: Die Notenbank ist nicht frei, das Richtige zu tun sondern zu politischen Rücksichten gezwungen.
Fazit: Der Abwertungstrend der Lira wird durch die Aktionen der TCMB nur kurzfristig gebremst, nicht gestoppt. Türkische Titel meiden.