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Öl, Gas, Strom: Eine Preisfalle für Anleger

Energiepreise in Europa: Trügerische Stabilität

© tomas / stock.adobe.com
Die Inflation sinkt, so scheint es – doch das Bild trügt. Denn allein die Energiepreise drücken die Gesamtteuerung im April um über fünf Prozentpunkte. Tatsächlich steigen die Preise – ohne Energie – deutlich stärker. Wer jetzt Entwarnung ruft, ignoriert die Risiken am Gas- und Ölmarkt. Die Preisbremse könnte sich als Illusion erweisen.

Für April 2025 meldet das Statistische Bundesamt eine gute Nachricht: Die Energiepreise in Deutschland sind im Jahresvergleich nur um +2,1% gestiegen. Auf den ersten Blick ein Beweis für Normalisierung. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich: Die Energiepreise tragen mit -5,4 Prozentpunkten zum Rückgang der Gesamtteuerung bei. Rechnet man Energie, Nahrungsmittel und Industrieprodukte heraus, ergibt sich eine Kerninflation von 2,9% – deutlich über dem EZB-Zielwert von 2,0 %. Der Rückgang der Energiepreise kaschiert also die zugrunde liegende Inflationsdynamik.

Gaspreise: 25% günstiger seit Februar – aber zu welchem Preis?

Der Rückgang bei den Gaspreisen in Europa erklärt sich durch Sondereffekte. Im Februar lagen die Großhandelspreise laut Allianz Research auf dem höchsten Niveau seit zwei Jahren. Danach fielen sie um über 25% – dank mildem Frühlingswetter, geringer Windstromproduktion und gleichzeitig schwacher Industrieaktivität. Anfang April waren die Gasspeicher in der EU nur zu 34% gefüllt, ein Tiefstand seit 2022. Um das Winterziel von 90% Füllstand bis 1. November zu erreichen, müssen 57,7 Mrd. Kubikmeter Gas eingespeist werden – 25,8 Mrd. m³ mehr als im Sommer 2024. Der Zusatzaufwand beläuft sich auf rund 10 Milliarden Euro bei aktuellen Preisen von ca. 40 EUR/MWh.

Öl: Saudi-Arabien opfert Preis für Marktanteil

Gleichzeitig verunsichert die Entwicklung am Ölmarkt. Saudi-Arabien hat laut Allianz allein im Juni eine Förderausweitung von 411.000 Barrel pro Tag angekündigt. Bis Oktober könnten rund 1 Mio. Barrel/Tag zusätzlich auf den Markt kommen – etwa 40% der OPEC-Förderkürzungen seit 2022. Dabei liegt der Preis für Brent-Rohöl aktuell bei rund 66 USD/bbl, weit unter dem saudischen Haushaltsbreak-even von 90 USD. Die US-Schieferölindustrie reagiert bereits: Die Prognose der US-Fördermenge 2025 wurde um 100.000 Barrel/Tag nach unten korrigiert. Der Grund: Die Break-even-Kosten im Permian Basin liegen zwischen 61 und 65 USD/bbl – bei einem aktuellen WTI-Preis von rund 62 USD ist die Marge kaum mehr tragfähig.

Stabile Preise auf tönernen Füßen

Die Preisberuhigung ist also kein Zeichen für strukturelle Entspannung, sondern Folge von rezessiver Nachfrage, politischen Marktinterventionen und dem Verzicht auf Investitionen. In Deutschland liegt die Entlastung beim Verbraucher primär im Rückgang der Gaspreise begründet. Doch die jüngste Vergangenheit zeigt: Schon kleinere geopolitische oder wetterbedingte Störungen können zu Preissprüngen führen. Ein weiterer milder Winter oder anhaltende Industrieschwäche sind keineswegs garantiert.

Drohende Illusion für Geldpolitik und Verbraucher

Die politische und geldpolitische Gefahr liegt auf der Hand: Wenn Energiepreise künstlich gedrückt werden, wirkt die Gesamtinflation niedriger als sie strukturell ist. EZB und Bundesregierung könnten die Preisentwicklung fälschlich als Entwarnung interpretieren. Für Verbraucher und Investoren ergibt sich daraus eine gefährliche Fehleinschätzung: Wer sich auf niedrige Energiepreise verlässt, verkennt die Volatilität des globalen Energiemarkts.

Fazit: Die scheinbar entspannte Energiepreisentwicklung entlastet kurzfristig die Inflation – vor allem in Europa. Doch die strukturellen Risiken an den Energie- und Rohstoffmärkten bleiben hoch. Die EZB läuft Gefahr, zu früh zu lockern, während die US-Notenbank angesichts robusterer Konjunktur zögert. Das stärkt tendenziell den Dollar und dürfte den EUR/USD-Kurs erneut unter 1,10 drücken. Doch Vorsicht: Die Volatiliät bleibt hoch, politisch motivierte Schocks können täglich eintreten.

Empfehlung: Auf Sicht von 6 Monaten absichern.

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