Entscheidungen gefragt
Das Entscheidungschaos in Europa sorgt für schlechte Stimmung auch auf den Märkten. Denn trotz aller Schönrednerei sieht jeder die faktische Nichteinigung der Euro-Regierungen darüber, wie die Folgen der Corona-Krise finanziert werden sollen. Die Folgen halten sich dennoch zunächst in Grenzen. Denn die EZB agiert – wie gewohnt – als Lückenbüßer. Sie kittet mit ihrer substantiell immer schlechteren Liquidität („what ever it takes 2.0“) die Risse.
Der Euro tendiert zwar etwas leichter. Er zeigt aber bisher keine gefährlichen Schwächen. Nicht zuletzt, weil (anders als 2008/9) eine ausreichende Dollar-Liquidität durch die Notenbanken sichergestellt wurde. Zudem sind die von der Corona-Epidemie dominierten Daten zwar schwach. Aber sie bleiben im Rahmen der Erwartungen. Es gibt keine allzu bösen Überraschungen. Die Industrieproduktion stagnierte im Februar (-0,1% zum Vormonat), der Einbruch kam erst im März. Der Einkaufsmanager-Index stürzte auf ein absolutes neues Tief (29,7 nach 51,6 Punkten).
China gibt der Eurozone neue Impulse – nicht alle sind erwünscht
Indes kommen aus China erste Signale einer Trendwende. Dies dürfte auch der Eurozone Impulse geben. Allerdings schwelen im Hintergrund weiter große Probleme. Das belegen nicht zuletzt die anziehenden Prämien für italienische Staatspapiere. Darin steckt ein strategisches Problem für Deutschland. Sofern Spanien und Italien keine akzeptable Finanzierung innerhalb des Euro-Rahmens finden, werden sie Alternativen an anderer Stelle suchen. Und da steht China mit seinem großen Finanzvermögen bereit. Peking kann dieses ohnehin nicht richtig nutzen, da gezielte Firmenkäufe in Europa wie USA blockiert werden. Sie haben ihre Seidenstraße aber bereits bis Osteuropa geführt und wollen mehr.
Die Situation erinnert an die verweigerte Kapitalerhöhung der USA für die Asiatische Entwicklungsbank (ADB). China nutzte diese Lücke und bot mit der neuen Investitionsbank AIIB eine Alternative. Damit konnte Peking seinen Einfluss auf die ASEAN-Staaten soweit verstärken, dass diese die chinesische Expansion im Inselstreit stillschweigend akzeptierten. Seitdem sind die USA hinter China nur noch Nummer Zwei in Asien. Der EU und dem deutschen Einfluss innerhalb der EU droht das Gleiche. Mit dem Unterschied, dass die USA ihre Rolle als Hegemon freiwillig aufgeben, Deutschland diese Rolle aber bewusst nicht sucht – und damit vermutlich auch deutlich überfordert wäre.
Fazit: Kurzfristig sind die Aussichten für den Euro schwach. Langfristig sind sie aufgrund der politischen Konflikte kaum besser. Eine unattraktive Anlagewährung also.
Empfehlung: Der Euro sollte nur aus Finanzierungsnotwendigkeiten (Heimatwährung) gehalten werden. Bestände somit aufs Nötigste reduzieren.