Euro-Chance gegen Yuan
Das Zins-Dilemma der EZB wird immer offensichtlicher. Die Inflation liegt weiter klar über dem EZB-Ziel - und sie steigt sogar wieder. Dennoch hat die EZB sich bereits auf geringere Zinsschritte festgelegt. Langfristig wird das den Euro schwächen. Kurzfristig gibt es dennoch gute Long-Chancen, die mit Russland zusammenhängen.
Der Euro steht auf breiter Front erneut unter Druck. Hier dürfte sich die neuen Zins- und Inflationsperspektive auswirken. Einerseits hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Zinsanhebungstempo bereits verlangsamt. Andererseits zieht die Inflationsrate in der Eurozone wieder an. Aus der EZB selbst heißt es dazu, dass sich die Qualität der Inflation verändert und sich stärkere Zweitrundeneffekte zeigen (FB vom 09.02.). Die Energiepreise seien zwar derzeit rückläufig, viele andere Preise ziehen aber weiter an. Perspektivisch zeichnet sich zudem ein wachsender Lohndruck ab.
Hinzu kommt das Problem, dass die EZB eine Geldpolitik für 20 Länder machen muss. Diese laufen jedoch in völlig unterschiedliche Richtungen und die Regierungen versuchen, mit sehr unterschiedlichen Maßnahmen auf die hohe Inflation zu reagieren. Darauf hat die Commerzbank hingewiesen. Während die Inflation in den baltischen Ländern bei 20% liegt, beträgt sie in Spanien "nur" 6%. Betrachtet man das Inflations-Ziel der EZB, wäre die Marschroute aber auch bei diesen Zahlen eigentlich klar und würde weiter große Zinsschritte erfordern. Zumal das deutsche Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel meint, dass die bisherigen Zinsschritte "nur einen geringen Einfluss" gehabt hätten.
EZB bekämpft Inflation nicht angemessen genug
Die EZB sitzt in der Klemme. Sie hat das Zinsanhebungstempo bereits reduziert, muss aber weiter der Inflation hinterherlaufen. Die ist in Deutschland mit +8,7% wieder angestiegen. Die könnte sich in den kommenden Monaten sogar nochmal beschleunigen, wenn auch die Rohstoffpreise mit der sich erholenden Konjunktur wieder anziehen. Fundamental wird das den Euro schwächen, seinen Wert aushöhlen. Denn die EZB wird die Inflation nicht angemessen genug bekämpfen. Das zeigt auch der Blick auf die Wirkungen des Basiseffekts bei der Inflation (vgl. S. 1).
Taktisch gibt es dennoch gute Chancen, von einer Euro-Aufwertung zu profitieren. Die ergeben sich gerade über Bande im Chinesischen Yuan. Der dürfte in den nächsten Wochen deutlich schwächer werden. Auslöser dafür dürfte Russland sein, dass im März massiv Devisenreserven auf den Markt geben wird. Das Riesen-Reich wird CNY verkaufen, um Defizite auszugleichen (FB vom 09.02.. Das dürfte auch auf EUR|CNY zurückwirken und den Euro in die Vorhand bringen. Wer auf das Szenario setzen will, geht long EUR|CNY bei 7,25. Wir halten einen Schub bis 7,45 EUR|CNY für möglich.
Franken vorübergehend unter Druck
Auch gegenüber dem CHF sehen wir eine taktische Chance für ein Euro-Long. Der Euro hat seinen ersten Ausbruch aus der Seitwärtsrange korrigiert. Jetzt könnte es einen neuen Anlauf des Euro nach oben geben, weil die Märkte nach wie vor bereit sind, wieder in Risiken zu gehen. Das könnte den CHF erneut drücken. Langfristig halten wir den Franken aber für eine der besten Absicherungen gegen den andauernden inneren Wertverlust des Euro.
Fazit: Die EZB steckt im Zins-Dilemma fest. Langfristig wird ihr Zins-Kurs den Euro schwächen. Kurzfristig gibt es aber gute Long-Chancen, die vor allem von Russlands Devisenverkäufen befeuert werden dürften.