Euro-Erholung noch intakt
Der Euro bezog seine Stärke aus zwei Umständen: Die Eurozone kann einen halbwegs intakten Erholungstrend vorweisen. Und sie hat sich mit dem zusammen mit dem neuen Etat beschlossenen Corona-Hilfspaket als handlungsfähig erwiesen. Gemessen an den Zahlen, ist der Aufwärtstrend intakt. Die Handelsbilanz weist weiterhin eine Erholung der Exporte (+6,5% zum Vormonat, aber rund 10% unter Vorjahr) und einen ordentlichen Überschuss (20,3 Mrd. Euro nach 16 Mrd. Euro im Vormonat) aus. Analog das Bild der Industrieproduktion mit +4,4% im Monats- und -7,7% im Jahresvergleich.
Allerdings wachsen mit den Infektionszahlen die Zweifel daran, dass dieser leichte Aufschwung noch lange anhält. Die erneut verschärften Maßnahmen könnten ihm den Garaus machen. Offiziell sorgt sich die EZB über einen zu starken Euro, der natürlich ein Stück der expansiven Geldpolitik neutralisiert. Den Rückfall der Inflationsrate (gemessen am HVPI) von 0,4% auf -0,2% dürften die Währungshüter als Bestätigung ihrer Besorgnisse sehen.
Der Euro ist immer noch unterbewertet
Indes hat sich nichts daran geändert, dass der Euro auf dem aktuellen Niveau gemessen an den Kaufkraft-Parametern der OECD immer noch unterbewertet ist. Das gilt relativ zu allen Währungen der etablierten Industrieländer vom Schweizer Franken bis zum britischen Pfund. Die Klagen der EZB über den „starken“ Euro dürften denn auch weniger mit dem Außenwert zu tun haben. Vielmehr ist es die Möglichkeit, in der aktuellen Lage Interventionen gegen den Euro als eine probate Variante der quantitativen Lockerung durchzuführen. Ob die EZB für 10 Mrd. Euro Anleihen der Mitgliedstaaten oder für 10 Mrd. Euro fremde Währungen ankauft, ist für den monetären Impuls zunächst belanglos. Das Bankensystem hat in beiden Fällen 10 Mrd. Euro zusätzlich auf den Konten. Diese müssen sinnvoll untergebracht werden.
Vorteil für die EZB: Mit Interventionen am Devisenmarkt kann sie den Diskussionen über die Staatsfinanzierung aus dem Weg gehen. Beim Ankauf der Staatsanleihen lassen sich diese nicht vermeiden. Das wiederum dürfte auch die Einigungsprozesse innerhalb der EZB erleichtern. Daher ist der Wunsch der Währungshüter nachvollziehbar. Doch der Plan ist nicht ohne Weiteres umsetzbar. Denn die rechtlichen und politischen Grundlagen der EZB bei diesen Geschäften sind eher wacklig.
Fazit: Der Euro dürfte kurzfristig auch ohne Interventionen gegenüber der anderen etablierten Währungen zunächst noch weiter nachgeben.
Empfehlung: Euro nur soweit halten, wie aus Sicherheitsaspekten und Abwicklungserfordernissen unumgänglich ist.