Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Chance verpasst, den Märkten vorsichtig einen anstehenden Wechsel ihrer geldpolitischen Ausrichtung zu signalisieren. Auf ihrer aktuellen Sitzung haben die "Geldhüter" nicht einmal angedeutet, Tapering als absehbar notwendigen Schritt zu diskutieren. Das ist angesichts der konjunkturellen Entwicklung und der eigenen Inflationserwartungen erstaunlich. Immerhin hat die EZB diese für 2021 deutlich von 1,5% auf 1,9% nach oben revidiert. Damit legt sie in ihrer Jahresdurchschnittsprognose eine Punktlandung bei ihrem eigenen Ziel hin.
EZB-Position nicht haltbar
Obwohl sich das Risiko für Konjunktur und Inflation klar verschoben haben, betont die EZB noch immer ihre Bereitschaft, die Krisenpolitik im Zweifel eher auszuweiten als zurückzufahren. Diese Position ist angesichts der aktuellen Daten nicht mehr haltbar und an Realitätsverweigerung kaum noch zu überbieten. Dass die Notenbanker am ausgeweiteten Kaufvolumen ihres Notfallprogramms PEPP unvermindert festhalten, ist nicht mehr zu rechtfertigen. Die übrigen Kaufprogramme laufen ohnehin weiter.
In den USA schlägt die Fed inzwischen einen strafferen Kurs ein. Einerseits verdichten sich die Äußerungen, dass schon auf der nächsten Sitzung konkret über eine Reduzierung der Anleihekäufe beraten wird (mtl. Volumen 120 Mrd. USD). Andererseits hat die US-Notenbank angekündigt, Anleihen und ETF im Volumen von 14 Mrd. USD zu erkaufen. Das ist zwar kein relevantes Volumen angesichst der Billionen schweren Fed-Bilanz. Aber es ist ein klares Signal.