Euro und Anleihen suchen neuen Horizont
... und sie bewegt sich doch, die EZB. Zwar haben die Euro-Notenbanker gestern (Donnerstag) nicht gehandelt. Sie haben die Märkte aber mit Worten auf einen Kurswechsel vorbereitet. Endlich haben die "Währungshüter" formuliert, was schon sehr viel länger unsere, und seit einiger Zeit auch Markterwartung war: Die Inflation wird länger hartnäckig hoch bleiben. Darauf wird die EZB reagieren müssen, ein Zinsschritt noch in diesem Jahr wird wahrscheinlich.
Die EZB räumt endlich ein, dass die Inflation noch länger hoch bleiben wird. Insbesondere kurzfristig sind die Inflationsrisiken höher "als bisher angenommen". Darum sei auch eine Zinserhöhung noch dieses Jahr nicht mehr ausgeschlossen.
EZB kickt den Euro
Dem Euro gibt diese Aussicht einen Kick. Die Gemeinschaftswährung hat zwar erst mit einiger Verzögerung auf die Nachrichten reagiert. Aber nachdem an den Forex-Märkten die zwischen den Zeilen platzierten Botschaften der EZB-Sitzung angekommen waren, zog der Euro mit brachialer Sprungkraft gegen etliche Währungen an.
Damit entsteht an den Devisenmärkten mittelfristig ein neues Bild. In den USA wird es Zinserhöhungen geben. Diese dürften kontinuierlich sein, allerdings längst nicht so zahlreich wie einige noch in der vorigen Woche erwartet haben. Auch in anderen angelsächsischen Ländern werden die Zinsen hochgezogen (z. B. Kanada, UK). Der daraus entstehende Zinsvorsprung wird aber nicht sehr weit anwachsen.
Anleiherenditen bekommen Rückenwind
Die Aussagen der EZB bringen auch den Anleihemarkt in Bewegung. Die Renditen für 10-jährige deutsche Papiere sind direkt von Null auf 0,15% gesprungen. Richten Sie sich darauf ein, dass sich der Renditeanstieg verstetigt. Mit der Aussicht auf eine dauerhafter höhere Inflation und einem beschleunigten Gegensteuern der EZB (Reduktion der Anleihekäufe) werden auch die Renditen zügiger steigen. Das Schema wird dem Renditeanstieg in den USA ähneln. In den nächsten drei Monaten kann es daher mit den 10-Jährigen durchaus in Richtung 0,50% gehen.
Fazit: Zu einem Euro-Durchmarsch nach oben wird die erste EZB-Ankündigung nicht reichen. Für den Euro ergibt sich daraus mittelfristig eine neuen Aufwärtsperspektive. Denn die bisher eingepreiste große Schwäche hat aufgrund der angedeuteten neuen EZB-Linie keine Grundlage mehr.