Euro-Zerfall zeichnet sich ab
Dauerhafter Widerstand scheint unmöglich
Die Politik ist mit ihren Forderungen schon lange nicht mehr allein. Bereits mit den Anleihekäufen der EZB und dem EU-Wiederaufbaufonds wurde das Tor zur Vergemeinschaftung der Verschuldung weit geöffnet. "Da es aber keine politische Verantwortungsgemeinschaft im Euroland gibt und die EZB unter Fiskaldominanz steht, dürften der Verschuldung kaum noch Grenzen gesetzt sein. Deutschland und die ,frugalen' kleineren Länder werden sich dem nicht widersetzen können", so Mayer zu FUCHSBRIEFE.
Die EZB gerät dadurch immer weiter unter Handlungsdruck. Denn die Inflation hat ihren Peak noch nicht erreicht. Die Südschiene - die bisher die Inflation im Euro-Raum insgesamt nach unten drückte - meldet weitere Inflationsrekorde. Italiens Inflation stieg zuletzt auf 6,2% (Marktschätzung 5,4%). Spanien kommt auf 6,15%, Griechenland 5,49%. Schon in diesem Umfeld kann die EZB die Zinsen kaum erhöhen. Kommt noch eine Schulden-Ebene in der EU dazu, wird das noch schwieriger.
Euro-Verfall zeichnet sich ab
Der Euro wird weiter der Leidtragende sein. Er wird sich im Währungsgefüge wegen der kaum noch handlungsfähigen EZB weiter abschwächen. Das stärkt die Rolle des US-Dollar als sicherer Hafen. Auch andere klassische Sicherheitswährungen wie der Schweizer Franken und die Norwegische Krone und andere Rohstoff-Währungen werden davon profitieren.
Am Horizont zeichnet sich das Auseinanderbrechen des Euro immer stärker ab. Denn "schlussendlich droht dem Euro die ,Liraisierung', also ein Wertverfall gegenüber anderen Währungen und ein Kaufkraftverfall im Euroland", so Mayer im Gespräch. Wann das Verfallsdatum des Euros erreicht ist, lässt sich nicht seriös prognostizieren. Wichtige Indikatoren dafür dürften aber die weitere Inflationsentwicklung sein, die gesellschaftliche Stimmung und die politische Umfragen-Lage (vor allem in Südeuropa). Vor allem dort haben Anti-Euro-Parteien zuletzt wieder an Stärke gewonnen.