Die EZB legt die Schwäche aktueller Wechselkursprognosen gnadenlos offen. Die Europäische Notenbank hat jüngst ein Papier mit einem empirischen Vergleich der Prognosequalität der wichtigsten theoretischen Ansätze zur Erklärung von Wechselkursbewegungen veröffentlicht. Es ist auf www.ecb.int als ecbwp2018.pdf zu finden. Die Autoren veranstalteten eine Art statistisches Pferderennen mit Schätzungen der Modelle anhand von Kombinationen aus verschiedenen Untersuchungsperioden, Prognosehorizonten und Währungspaaren. 462 Schätzungen wurden zur Bewertung von acht betrachteten Ansätzen herangezogen.
Für die Zunft der Ökonomen ist das Ergebnis niederschmetternd. Nur in 43% der einzelnen Tests lieferten die Modelle ein vom reinen Zufall (random walk) signifikant unterscheidbares Resultat. Und schlimmer noch: „Abweichung vom reinen Zufall“ erweist sich in der Regel „schlechter als reiner Zufall“. Nur 16% aller einzelnen Vergleiche waren die Theorien signifikant besser als die jeweilige Nullhypothese „random walk“.
Am erfolgreichsten schnitt die altehrwürdige Kaufkraftparität ab. Dahinter dürfte stehen, dass die Modelle insgesamt auf längere Sicht (d.h. mit weiter gesteckten Prognosehorizonten) besser abschneiden als im kurzfristigen Bereich. Diese Langfristigkeit entspricht der Kaufkraftparität.
Demgegenüber waren die komplexeren Ansätze immer nur in einzelnen Untersuchungsperioden und/oder für einzelne Währungspaare erfolgreich. Sie lieferten zusätzliche erklärende Variablen wie Risikoparameter (Schuldenstände, Volatilitäten), Zinsdifferenzen oder die Steigung der Zinskurve.
Fazit: Gemessen am Anspruch, alle Wechselkurse zu allen Zeiten erklären und prognostizieren zu können, sind die akademischen Ansätze in der Regel empirisch belanglos. Soweit sie überhaupt vom reinen Zufall unterscheidbare Vorhersagen liefern, sind diese eher falsch.