EZB sucht den richtigen Weg
Die Europäische Zentralbank (EZB) sucht den richtigen Zins-Pfad. Die EZB wird in der nächsten Woche die Zinsen senken. Kopfzerbrechen bereitet den Zentralbankern aber gerade die Frage: Wie weiter? FUCHS-Devisen meinen, dass viele Marktteilnehmer das Zinssenkungspotenzial überschätzen.
Die Zinssenkungserwartungen in den USA und Europa sind zu weit gelaufen und dürften korrigiert werden. Das wird sich auf die Wechselkurse auswirken. In der nächsten Woche wird die Europäische Zentralbank (EZB) zunächst die Zinsen weiter senken. Ausnahmslos alle Marktteilnehmer erwarten einen Zinsrückschritt um 25 Basispunkte.
Entscheidend wird die Kommunikation der EZB sein. Denn die Marktteilnehmer blicken schon weiter nach vorn und wollen wissen, in welchem Tempo EZB (und auch die US-Notenbank Fed) die Leitzinsen weiter herunter schleusen. Die Erwartungen dafür sind relativ hoch. Viele Marktteilnehmer und Beobachter gehen von einer Reihe zügiger weiterer Zinsschritte aus. Einige Experten rechnen vor allem auch für die USA mit größeren Schritten von 50 Basispunkten.
Zu optimistische Zinssenkungs-Hoffnungen
Wir halten diese Erwartungen für zu optimistisch. Zwar sind die Inflationsraten zuletzt weiter rückläufig gewesen. In der Eurozone ging die Rate von 2,6% auf 2,2% kräftig zurück. Dieses Tempo dürfte sich so aber nicht fortsetzen. Denn der jüngste Rückgang basiert vor allem auf niedrigeren Energiepreisen. Wir erwarten, dass diese in der bevorstehenden Wintersaison aber wieder anziehen werden. Die Inflationsrate wird von dieser Seite somit neue Impulse nach oben bekommen. Der Druck bei den Tariflöhnen hat zwar ebenfalls nachgelassen, bleibt aber weiter hoch. Und er dürfte auch wieder zunehmen, wenn die Energiepreise wieder steigen, zumal der Arbeitsmarkt im Trend eng bleibt.
Die Commerzbank weist in einem aktuellen Research darauf hin, dass die EZB selbst sehr unentschlossen mit Blick auf weitere Zinssenkungen ist. Einerseits gibt es Ratsmitglieder, die für weitere Senkungen plädieren, um eine Rezession zu vermeiden. Andere sehen diese Gefahr nicht und betonen sogar, dass die Inflation selbst bei einer Rezession noch geraume Zeit zu hoch sein könnte. Zudem hatte EZB-Chefin Christine Lagarde darauf hingewiesen, dass die Inflation 2024 von "vielen Sonderfaktoren beeinflusst" ist. Das bedeutet: Die EZB kann ihre Projektionen und Erwartungen mit den aktuellen Zahlen nicht richtig in Einklang bringen und hat eine unsichere Bewertungsbasis.
Fazit: Die EZB wird die Zinsen weiter senken. Weitere schnelle oder gar größere Zinsschritte sind aber längst nicht sicher. Die Forex-Märkte scheinen das bereits zu ahnen. Denn der Euro hat Rückenwind. Das zeigt sich gegenüber dem Dollar, aber auch dem AUD und einigen Währungen aus den Emerging Markets. Dort gibt es Anlagechancen.