Fed nahe dem Zinshöhepunkt, EZB muss weiter rauf
Die Notenbanken sind weiter die Taktgeber für die Zins- und Währungsmärkte. Insbesondere die Debatte um den weiteren Leitzins-Kurs von Fed und EZB haben die Märkte bewegt. Denn im Zuge der US-Bankenkrise um die Silicon Valley Bank (SVB) bekamen die Spekulationen mächtig Rückenwind, dass die Fed jetzt eine Zinspause einleiten würde. Darauf hatten einige Analysten schon länger spekuliert, lagen aber falsch.
Derzeit suchen die Märkte Hinweise dafür, wie es mit den Leitzinsen weitergeht. Zuletzt hatte Fed-Chef Jerome Powell betont, dass die Fed die Zinsen auch weiter wird anheben müssen (FD vom 06.01.). Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Die Inflation in den USA ist längst nicht mehr dynamisch rückläufig, die Kerninflation zog sogar weiter an. Hinzu kommt, dass der US-Arbeitsmarkt weiter sehr eng bleibt.
Fed nähert sich dem Zinshöhepunkt
Die US-Notenbank wird die Zinsen auch weiter anheben, wenn auch nur noch in kleinen Schritten. Die Bandbreite für die kurzfristigen Zinsen hatten wir mit Blick auf das zweite Quartal bereits gut prognostiziert. Wir erwarten zwei weitere Zinsschritte um insgesamt 50 Basispunkte.
Ab dem Sommer sollte die Fed dann ihre Zinsschritte unterbrechen. Wir gehen davon aus, dass die Inflation zwar auch in den nächsten Monaten nur langsam fallen wird. Allerdings dürfte sich die US-Konjunktur deutlich verlangsamen. Das wird die Fed dazu bewegen, die "Wirkungen der Zinsschritte zunächst abzuwarten." Parallel dazu wird die Fed (wie bereits jetzt in der Bankenrettung umgesetzt) die Liquidität hoch halten und ihre Bilanz weiter aufbauen. Das wird aus unserer Sicht ebenfalls dazu führen, dass die Inflation nicht zügig zurückgeht.
EZB muss die Zinsen anheben
Ein ähnliches Zins-Szenario sehen wir für die Europäische Zentralbank in Europa. Auch die EZB hat mit Blick auf die Inflation keinen Spielraum dafür, die Zins-Zügel lockerer zu lassen. Die Inflationsrate in Deutschland wird sich im März auf 7,4% eingepegelt haben. Das zeigt die Vorab-Schätzung von Goldman Sachs. Dieser Wert läge zwar deutlich unter dem Februar-Wert (9,3%), aber weit über dem von vielen Beobachtern erhofften Rückgang.
Diese Erwartung zu den leicht unterschiedlichen Zinspfaden der Fed und EZB ist die Basis für unsere Wechselkursprognose. Der Euro wird weiter im Trend Rückenwind haben, denn die Gemeinschaftswährung holt die bislang negative Zinsdifferenz auf. Wir erwarten auch weiterhin eine Euro-Aufwertung über die Marken von 1,10 bis 1,12 EUR|USD. Sollte die US-Notenbank im Sommer die Zinspause umsetzen und gar eine Zinswende nach unten einläuten, dürfte der Euro einen kräftigen Schub bekommen. Dann sind auch Kurse um 1,15 EUR|USD wieder denkbar.
Franken bleibt stark
Gegenüber dem Franken sehen wir für den Euro jedoch nicht viel Spielraum. Die EZB wird die Inflation zwar zu zügeln versuchen. Sie wird das mit Rücksicht auf die Südländer aber nicht so konsequent tun wie die SNB in der Schweiz. Darum erwarten wir, dass der Franken gegenüber der Gemeinschaftswährung weiter steigt und nicht mehr deutlich unter die Parität fällt.
Der Yen hat bereits kräftig Rückenwind bekommen (FD vom 06.01.). Gegenüber dem Euro ist er ordentlich gestiegen, gegenüber dem US-Dollar sogar sehr kräftig. Wir erwarten, dass die Aufwertung gegenüber dem Greenback nun nachlässt, da auch die Fed die Zinsen nicht mehr so schnell strafft. Der Euro dürfte dagegen noch etwas Aufwertungspotenzial haben.
Fazit: Der Euro wird gegenüber dem Dollar zulegen, gegenüber dem Franken jedoch fallen. Auch der Yen bleibt stark, gegenüber dem Euro aber stärker als gegenüber dem Greenback. Die Zinsen am kurzen Ende gehen weiter langsam rauf, das lange Ende tendiert ohne große Dynamik seitwärts.