Flucht in sichere Währungshäfen
Das Corona-Virus hält die Finanzmärkte weiter in Atem. Inzwischen ist der Virus über den ganzen Globus gewandert. Er hat sich von China in westlicher Richtung über Europa bis in die USA ausgebreitet. Die Vereinigten Staaten sind inzwischen der neue globale Hotspot für Covid-19.
An den Finanzmärkten sind die Corona-Effekte im Rückblick gut nachvollziehbar. So legte das Währungspaar EUR|USD eine historische Achterbahnfahrt hin. Zunächst schoss der Euro steil nach oben. Wie bei einem Raketenstart ging es von 1,07 bis fast 1,15 hinauf. Damit überschritt die Gemeinschaftswährung das obere Ende unserer prognostizierten Bandbreite sogar kurzfristig um satte 3 Cent. Treiber der Bewegung war, dass an den Finanzmärkten die scharfen Zinssenkungen der US-Notenbank eingepreist wurden.
Dollar dreht wieder hoch
Die Euro-Stärke währte aber nicht lange. So steil, wie der Euro hochschoss, so schnell eroberte der Dollar die Lufthoheit zurück. In einem ebenso historisch beachtlichen Sturzflug rauschte der Euro wieder zurück auf 1,07 EUR|USD und prallte praktisch am unteren Ende unserer prognostizierten Bandbreite ab. Von dort schaffte es der Euro zurück bis auf 1,11 gegenüber dem Greenback – "man trifft sich in der Mitte".
Inzwischen sind die Zinsveränderungen an den Devisenmärkten eingepreist. Die Amplitude der Währungsbewegungen verringert sich wieder. Wir gehen davon aus, dass der Dollar dabei jedoch im Vorteil sein und weiter aufwerten wird. Dafür sprechen zwei Faktoren: Erstens ist das Leitzinsniveau in allen drei Major-Währungen bei Null nivelliert. Damit neutralisieren sich die Notenbanken.
Asien wird als Gewinner aus der Corona-Krise gehen
Der Dollar wird seine Stärke zudem daraus ziehen, dass er trotz der Corona-Krise in den USA global als sicherer Währungshafen Nr. 1 angelaufen wird. Angesichts der Unsicherheit über den konjunkturellen Fortgang schichten viele Anleger in den Greenback um. Hinzu kommt die Erfahrung, dass Krisen in den USA drastischer verlaufen. Es geht in der Realwirtschaft zwar zügig bergab. Aber die USA erholen sich oft auch viel schneller und dynamischer von Krisen. Europa ist eher darauf aus, kurzfristig große Schmerzen zu verhindern, dann aber lange an der Genesung zu laborieren. Das dürfte auch in der Corona-Krise so sein.
Daher sehen wir den Greenback zwar kurzfristig nochmal unter Druck. Er könnte daher in Richtung 1,10 EUR|USD zurückfallen. Mit Blick auf das Jahresende sollte der Dollar aber wieder in Richtung 1,07 steigen. Entscheidend dafür wird sein, wie lange die US-Wirtschaft „eingefroren“ wird. Je kürzer das der Fall ist, desto eher dürfte der Dollar seine Stärke wiederfinden.
Europa ist der Verlierer
Dass Europa der Verlierer der Corona-Krise sein wird, spiegelt auch der Yen. Der legt – als wichtigster Fluchthafen in Asien – gegenüber der Gemeinschaftswährung ebenfalls kräftig zu. Diese Bewegung dürfte sich fortsetzen. Auch der Franken legt weiter zu. Sogar das Pfund gewinnt gegenüber dem Euro.
Die Euro-Zinsmärkte haben ebenfalls kräftig reagiert. Am kurzen Ende ging es tief abwärts. Am langen Ende jedoch – entgegen der Erwartung vieler Beobachter – aufwärts. Die Renditen in der Eurozone haben ab den mittleren Laufzeiten kräftig angezogen. Sie sind zwar noch negativ, aber geringer weniger als noch vor vier Wochen. In den USA dagegen ging es über sämtliche Laufzeiten steil bergab. Am kurzen Ende drückte die Fed auf die Zinsen. Am langen Ende halbierte sich die Rendite von 1,18% auf 0,61%. Der Effekt: Die vorigen Monat noch zu beobachtende Inversion der Zinskurve ist aufgehoben. Die Zinskurve verläuft wieder nach dem üblichen Muster, jedoch auf deutlich tieferem Niveau.