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Währungen aus Osteuropa

Franken-Schock und Rubel-Absturz

In unserem Devisen-Wochenschwerpunkt blicken wir auf die Entwicklungen in Tschechien, Ungarn, Polen, Rumänien und Russland.

Kaum Dynamik

Die Erholung kommt in Tschechien nur langsam voran. Das Wachstum ist mit 2,4% eher unter den Möglichkeiten. Es wird sich dem aktuellen Ausblick der Notenbank zufolge (nur) auf 2,8% bis 2016 beschleunigen. Die Inflation liegt derzeit bei 0,4% und damit klar unter der Toleranzzone 1% - 3% bzw. weit vom Ziel von 2% entfernt. Entsprechend bleibt der Leitzins bis ins 1. Quartal 2016 bei 0,05% stehen. Die Erholung stützt sich weitgehend auf die Binnennachfrage, vor allem den Konsum der privaten Haushalte. Dahinter stehen Zuwächse der Beschäftigung und wachsende Einkommen. Hinzu kommt die Bautätigkeit, die ebenfalls für Impulse sorgt. Der für Tschechien wichtige Export legt dagegen kaum zu: Die Erholung kommt in den Kernländern der Eurozone nur langsam voran und im Osten bremst die neue Russland-Krise. Zudem ist das Limit für die Krone offenbar wenig wirksam – die Werte liegen ständig unterhalb der Grenze.

Fazit: Die Krone dürfte in den nächsten Monaten schwächer tendieren.

Franken-Schock

Zu allen selbst gemachten Problemen der Orbanschen Kleptokratie kommt nun der Franken-Schock nach dem Ende des Mindestkurses hinzu. Der Forint stürzt sogar zum Euro regelrecht ab und erhöht die Last der Währungskredite massiv. Die Binnennachfrage erhält einen massiven Schlag. Die gerade erst publizierte Projektion mit 2,3% und 2,1% Wachstum für 2015/16 dürfte wohl schon Makulatur sein. Denn ganz offensichtlich befindet sich die Wirtschaft bereits wieder in einem Abwärtstrend. Aus der Projektion für 2014 von 3,2% ergeben sich für das letzte Quartal weniger als 2,5% Wachstum. Denn die 3,2% müssen zu den vorangegangenen Quartalsdaten mit 3,7%, 3,9% und 3,2% in Beziehung gesetzt werden. Das deutet auf eine fühlbare Abschwächung hin. Zudem machen sich die Zweifel an der Zahlungswilligkeit Russlands bemerkbar, auf dessen Unterstützung die Orban-Regierung setzt (FD vom 9.1.). Insbesondere der Kredit zur Erneuerung des Atomkraftwerks Paks II steht in Frage.

Fazit: Die externe Finanzierung vor allem von Seiten der EU (rund 4% des BIP) überdeckt derzeit noch die Schwächen. Diese werden sich im Laufe des Jahres bemerkbar machen und den Forint weiter nach unten ziehen.

Zinssenkungen in Aussicht gestellt

Zurückgehendes Wachstum und Inflationsraten unter der Null-Linie sind sicher ein legitimer Anlass für eine Notenbank, die Geldpolitik zu lockern. Von daher ist es keine Überraschung, dass Polens Währungshüter Zinssenkungen in Aussicht stellen. Die Inflationsrate fiel seit Juni in kleinen Schritten von -0,2% auf -1%. Nachlassende Produktion in der Industrie und auf dem Bau lassen ein rückläufiges Wachstum erwarten. Und die Exportnachfrage des Auslands dürfte für Polen allenfalls verhalten ausfallen. Expansive Effekte sind nur vom Konsum her in Sicht. Er wird von einer bis an den aktuellen Rand zulegenden Beschäftigung samt positiven Einkommenseffekten angetrieben. Der Franken-Schock erzeugt dagegen nur ein kurzes Zucken im Zloty-Kurs. Problematische Währungskredite spielen für Polen kaum eine Rolle.

Fazit: Schwache Zinsperspektiven und nachlassendes Wachstum werden den Zloty belasten.

Weitere Lockerung

Die Währungshüter setzten den Leitzins weiter herunter auf 2,5%. Die Argumente dafür lagen auf der Hand: eine sinkende Inflation bei aktuell 1,4% und nachlassendes Wachstum. Die Notenbank stärkt damit Konsum und Investitionen, die derzeit ohnehin die stärksten Impulse liefern. Zudem hat sich die Auslandsposition verbessert und Währungskredite wurden abgebaut. Daher zeigte der Leu auch erstaunlich wenig Reaktion auf den Franken-Schock: Die Kurse bewegten sich nur hinterm Komma.

Fazit: Unterm Strich wird der positive Effekt der fortschreitenden Erholung der Wirtschaft den negativen Effekt der schwachen Zinsen auf die Wechselkurse kompensieren. Der Leu bleibt stabil.

Jelzins Gespenst kehrt zurück

Die Ratingagenturen und mit ihnen auch immer mehr Gläubiger stellen die Zahlungsfähigkeit Russlands in Frage. Banken müssen vom Staat gerettet werden, der Rubel stürzt ab, die Wirtschaft rutscht immer tiefer in die Rezession, die Inflation treibt immer mehr Bürger in die Armut. Währenddessen schaffen die Oligarchen Milliardenbeträge ins Ausland. Das ist ein ernstes Risiko für Wladimir Putins Regime. Denn es verliert damit seine wichtigste Legitimation: Putin konnte nach dem Chaos der Jahre unter Jelzin halbwegs geordnete Verhältnisse sicherstellen. Dieses politische Kapital zerrinnt ihm jetzt unter den Händen. Die politische Unsicherheit bedroht Russlands Wirtschaft stärker, als es die für sich genommen schon desaströsen Wirtschaftsdaten zeigen können.

Fazit: Der Rubel wird im Gefolge der politischen Unsicherheiten schwach bleiben.

6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Osteuropa

LandWährung/ZinsAktueller KursAusblick 3 MonateAusblick 6 MonatePrognosesicherheit
TschechienCZK27,9027,527,5sicher

3m-Zins0,1850,200,20
UngarnHUF322,5325329neutral
3m-Zins2,12,12,5
PolenPLN4,334,314,30neutral
3m-Zins1,942,02,0
RusslandRUB75,707678neutral
3m-Zins21,622225
Rumänien

RON4,514,514,52unsicher

3m-Zins1,321,31,2
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