Freie Bahn für Boris
Die dritte Unterhauswahl in vier Jahren scheint UK endlich klare Verhältnisse im Parlament zu bescheren. Die von Boris Johnson auf strammen Brexitkurs getrimmten Torys erzielen ein klare Mehrheit. Sie konnten viele der ehemaligen Labour-Hochburgen in den alten Industriegebieten Nordenglands erobern. Dort hatten die Menschen 2016 klar für den Brexit gestimmt.
Das Pfund reagierte mit kräftigen Gewinnen. Das ist einigermaßen paradox: Mit dem Wahlergebnis ist letztlich nur wenig Klarheit gewonnen. Denn die Verhandlungen über den zukünftigen Handel beginnen jetzt erst – mit offenem Ausgang. Bessere Konditionen als durch die Vollmitgliedschaft wird UK aber auch durch einen Vertrag nicht erhalten.
Die EU wird sich nicht darauf einlassen (können), einen privilegierten Zugang zum Binnenmarkt zu gewähren. Nicht, solange die Briten nicht auch dessen Regeln akzeptieren. Und schon gar nicht, wenn UK zu einer Steueroase werden sollte. Zudem sitzt der Brüsseler Kommission mit Ursula von der Leyen eine Kommissarin vor, die dem französischen Präsidenten viel zu verdanken hat. Macron aber ist wenig konzessionsbereit gegenüber den britischen Wünschen. Ohne privilegierten Zugang zum Binnenmarkt ist UK aber kaum konkurrenzfähig.
Fazit: Die Stärke des Pfunds dürfte nicht lange anhalten. Die Probleme, wie etwa das ausufernde Lei-stungsbilanzdefizit, werden sich bald durchsetzen.