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EZB zweifelt an eigener Prognose

Frühere Straffung möglich

EZB zweifelt an eigener Prognose. Copyright: Pixabay
Die EZB rennt ihrer eigenen Inflationsprognose hinterher. Sie prognostiziert weiter eine "vorübergehend hohe" Inflation, bereitet die Märkte aber dennoch darauf vor, eventuell eher agieren zu müssen. Das ist der verbale Kampf um Glaubwürdigkeit und parallel der Versuch, den Märkten den geldpolitischen Wechsel anzudeuten.
Die Europäische Zentralbank (EZB) glaubt selbst nicht mehr an ihre jüngst offiziell kommunizierte Inflationsprognose. Anders können wir das lavierende Statement der Währungshüter nicht interpretieren. Denn einerseits betonten die "Währungshüter", dass die hohen Inflationsraten nur "vorübergehend" seien. Für das kommende Jahr rechnet die EZB auch weiterhin mit einer Inflationsrate deutlich unter 2% (1,7%, zuvor Annahme 1,5%).  

EZB öffnet Tür zum Tapering ebenfalls

Auf der anderen Seite betonte EZB-Chefin Christine Lagarde auffällig oft die "Inflationsrisiken". Diese gehen z. B. von Engpässen in der Lieferkette, den Rohstoffpreisen und einer hohen Nachfrage der Verbraucher aus. Das schließe auch das Risiko von Zweitrundeneffekten (Stichwort Lohn-Preis-Spirale) nicht aus.

Mit dieser lavierenden Argumentation beweist die EZB, dass sie sich inzwischen selbst auf höhere Inflationsraten einrichtet. Entsprechend stieß sich Lagarde argumentativ die Tür für ein früheres Handeln auf. Das PEPP-Programm wird demnach wie schon angekündigt im vierten Quartal minimal reduziert. Das allerdings ist nur eine kleine Gegenbewegung. Denn noch im zweiten Quartal wurde das Kaufprogramm signifikant aufgestockt. Sollten sich die Inflationsraten jedoch dauerhaft als "hartnäckiger erweisen, müsste die EZB gegenlenken." Dann müsste die Geldpolitik früher als bisher angekündigt gestrafft werden.

Euro ohne Unterstützung

Dem Euro stärkt die Aussage der EZB den Rücken – allerdings nur gegenüber dem Dollar. Gegen den Dollar pendelt sich der Euro gerade um 1,18 EUR|USD ziemlich exakt in der Mitte unserer prognostizierten Range für die kommenden drei Monate ein (FD vom 3.9.).

Erstaunlich ist die Schwäche des Euro gegenüber dem Pfund. Die Gemeinschaftswährung fiel nach dem EZB-Entscheid senkrecht auf 0,8530 EU|GBP. Dort ist die Währung aber nach wie vor gut unterstützt und ist mit Blick auf die kommenden drei Monate ein Kauf. 

Franken dreht wieder auf

Ähnlich abrupt ist die Wende im Franken. Hier hat der Euro bei 1,09 EUR|CHF nach unten abgedreht. Die Forexhändler kalkulieren gegenüber der Währung der Eidgenossen aufgrund der EZB-Politik doch wieder eine innere Schwächung. Der Franken dürfte damit nun am oberen Ende des Kanals wieder seinen Aufwärtstrend aufnehmen. Daher bieten sich Shorts bei EUR|CHF mit Kursziel 1,07 EUR|CHF an.

Fazit: Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass die EZB (wie von uns erwartet) eher agieren wird. Allerdings wird sie diesen Schritt lange hinauszögern. Gegen Ende des Jahres wird lediglich das PEPP-Programm wie geplant marginal reduziert. Das schwächt den Euro zunächst gegenüber Save-haven-Währungen.

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