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Blick auf die großen Währungen

G4: Eurozone stemmt sich gegen Brexit-Folgen

In unserem Devisen-Wochenschwerpunkt blicken wir auf die Entwicklungen in der Eurozone, den USA, Japan und China.

Kommender Verteilungskampf

Mit der Entscheidung Großbritanniens für den Ausstieg aus der EU werden auch die Karten auf dem Kontinent neu gemischt. Die Konkurrenz um die Ansiedlung der aus UK abwandernden Unternehmen mit Orientierung zum Binnenmarkt hat begonnen. Frankreichs Regierungschef Manuel Valls macht bereits Werbung für den Standort Paris, während die Branche eher auf Frankfurt schaut. In jedem Fall scheint klar:

Auf längere Sicht werden vor allem die großen EU-Staaten vom Brexit profitieren. Der kurzfristige Knick im Wachstumspfad ist demgegenüber nachrangig. Die momentane Euro-Schwäche ist aus EZB-Sicht sogar ein eher günstiger Umstand. Die weiteren Perspektiven bleiben moderat, aber klar positiv. UK hat nicht genügend Gewicht, um die Eurozone nachhaltig zu schwächen. Die negativen Effekte sind eher auf Umwegen zu erwarten, etwa durch einen Nachfrageausfall aus Osteuropa – wenn Transfers der in UK beschäftigten Osteuropäer ausbleiben.

Der Preistrend der Eurozone ist zuletzt wieder über die Nulllinie geklettert (0,1% nach -0,1%). Der flache Aufwärtstrend – das Wachstum lag im 1. Quartal bei 1,7% nach 1,6% im Vorquartal – hat weiter Bestand. Alle Euro-Staaten außer Griechenland liefern positive Beiträge. Der Einkaufsmanager-Index blieb mit 52,8 Punkten praktisch unverändert (zuvor 52,9) oberhalb der Expansionsschwelle. Dahinter steht ein Plus im industriellen Bereich auf 52,6 nach 51,5 Punkten, während es bei den Dienstleistern leicht von 53,1 auf 52,4 Punkte abwärts ging. Die Industrieproduktion legte ebenso zu – um 1,1% im Monatsvergleich nach -0,7% Vormonat. Das gleiche gilt für den Handelsüberschuss. Er wuchs auf 28 Mrd. Euro im April nach 23,7 Mrd. Euro im März. Der Import ging mit -5% stärker zurück als der Export (-1% jeweils zum Vorjahr). Dabei überwogen aber saisonale Effekte. Nach Saisonbereinigung ergaben sich 2,6% Exportzuwachs.

Fazit: Es besteht kein Handlungsbedarf für die expansive Geldpolitik. Das sollte zu einem Seitwärtstrend mit leichter Abwärtsneigung des Euro führen.

Datenlage bleibt durchwachsen

Zinserhöhungen in den USA sind inzwischen wenig wahrscheinlich. Denn die Währungshüter wollen ihre Zinsen von den Daten abhängig steuern. Trotz der Erholung der Indikatoren der einzelnen Fed-Banken müssen zu viele negative Überraschungen notiert werden.

Das BIP für das 1. Quartal wurde leicht nach oben revidiert. Annualisiert beträgt es 1,1% statt 0,8%, wie zuvor vermeldet. Außerdem haben die Indikatoren aus New York, Philadelphia und Kansas den Dreh in den positiven Bereich geschafft.

Der Export bleibt dagegen schwach. Er war zuletzt mit -0,2% zum Vormonat leicht rückläufig. Auch die Orders dauerhafter Güter („durables“) waren mit -2,2% wenig verheißungsvoll. Und die Kapitalgüter geben mit -3,6% noch stärker nach. Damit bleibt es wohl zunächst beim Negativtrend der Industrie. Deren Produktion schrumpfte zuletzt mit -0,4% ebenfalls. Seit Anfang 2015 fällt die Kapazitätsauslastung kontinuierlich.

Die Konjunktur im Dienstleistungsbereich ist etwas robuster. Das belegen auch die jeweiligen Einkaufsmanager-Indizes. Die Nachfrage von Seiten der Konsumenten ist insgesamt stabiler. Doch auch sie zeigt keinen Erholungstrend mehr. Das entspricht den Signalen vom Arbeitsmarkt. Die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung liefern mittlerweile einen wöchentlichen Wechsel aus Zuwächsen und Rückgängen. Per Saldo ergibt sich ein Seitwärtstrend. Dieser schlägt sich in einem flachen, aber stabilen Trend der Konsumausgaben nieder. Auch der Preistrend – die Inflationsrate betrug zuletzt 1% – gibt keinen Grund für eine Zinserhöhung her.

Fazit: Für die lang erwartete Zinserhöhung ist derzeit keine Notwendigkeit zu erkennen. Allerdings stehen die Währungshüter unter dem Druck der eigenen Ankündigungen. Und der Brexit drückt auf den Euro. Insgesamt ergibt sich ein leicht steigender Trend für den Dollar.  

Es bleibt düster

Die aktuellen Daten zur japanischen Wirtschaft machen wenig Hoffnung. Der aktuelle Tankan deutet keine Besserung an. Der allgemeine Index blieb unverändert. Unverändert blieb aber auch die scharfe Spaltung zwischen den international aufgestellten Groß- und den eher lokal orientierten Mittel- und Kleinunternehmen. Letzteren geht es umso schlechter, je stärker sie auf den Binnenmarkt orientiert sind. Demgegenüber verlagern die großen Unternehmen ihre Aktivitäten immer stärker ins Ausland, um den in Japan besonders ausgeprägten Folgen der Überalterung zu entkommen: Schrumpfende Märkte und rückläufiges Angebot an Arbeitskräften.

Die Negativtrends dominieren auch in den Zahlen vom aktuellen Rand. Der private Konsum schläft ein. Die Ausgaben der Haushalte gingen zuletzt um 1,1% gegenüber dem Vorjahr zurück (Vormonat -0,4%). Das bringt die Einzelhandelsumsätze unter Druck. Sie gehen nach -0,8% im Vormonat um 1,9% zurück. Die schwache Nachfrage bremst auch die Inflation. Zuletzt betrug sie -0,4% (Vormonat: -0,3%). Schwäche ist auch bei der Industrie erkennbar. Die Produktion lag zuletzt 1,8% unter dem Vorjahresniveau (Vormonat -1,9%). Und diese Schrumpfung wird wohl anhalten. Der jüngste Einkaufsmanager-Index für die gewerblichen Produzenten lag mit 48,1 Punkten nach 47,7 im Vormonat weiter klar unter der Expansionsschwelle bei 50 Punkten. Es ist Regierungschef Shinzo Abe nicht gelungen, das Wachstum in Gang zu setzen, das unbedingt nötig ist, um die hohe Staatsverschuldung tragen zu können.

Fazit: Durch die Unruhen in anderen Teilen der Welt ist der Yen als sicherer Hafen gefragt – jenseits wirtschaftlicher Fundamentaldaten. Das belastet die Konjunktur zusätzlich.

Die Last der faulen Kredite

Chinas Wachstumstempo schwächt sich weiter ab. Es wird im laufenden Jahr noch bei 6%-6,5% liegen. Maßgeblich dafür ist ein Rückgang der Nachfrage sowohl des Auslands als auch im Inneren. Die Industrieproduktion legte zuletzt noch um 6% im Jahresvergleich zu. Der aktuelle Einkaufsmanager-Index für die gewerblichen Produzenten ist mit 48,6 nach 49,2 Punkten noch tiefer in den Bereich gesunken, der rückläufiges Geschäft signalisiert. Dies vor allem, weil die Exportaufträge zurückgehen.

Der stärker auf die Binnenwirtschaft zielende staatliche Index liegt mit 50 exakt auf der Grenze zur Kontraktion. Die jüngste Handelsbilanz wies auf Dollarbasis Rückgänge bei Ex- und Importen auf. Nur auf Yuan-Basis waren kleinere Zuwächse zu verzeichnen. Das dürften die geldpolitisch Verantwortlichen als Bestätigung für ihre Wechselkurspolitik sehen. Auch auf die Schockwellen nach dem Brexit-Entscheid reagierten sie mit einer kleinen Abwertung des Yuan. Die Umsätze des Einzelhandels legten dagegen unverändert um 10% zum Vorjahr zu und behielten damit ihr bisheriges Tempo bei. Von dieser Seite geht die angestrebte Neuausrichtung der Wirtschaft auf die Binnennachfrage voran.

Im Hintergrund bleibt allerdings ein Berg an faulen Schulden. Dieser ist vor allem im Bereich der staatlichen Unternehmen und Kommunen entstanden, indem versucht wurde, die Konjunktur durch kreditfinanzierte Nachfrage in Gang zu halten. Insgesamt hat die Schuldenquote 250% vom BIP erreicht. Davon gelten 7% offiziell als notleidend. Allerdings geht auch die Regierung davon aus, dass dieser Wert geschönt ist. Der IWF schätzt die Quote der tatsächlich notleidenden Kredite auf 15% des Bestandes. Zur Bereinigung des Problems hat es zwar Reformansätze gegeben, die aber offenbar nicht oder nur teilweise umgesetzt werden. Die damit geschwächte Fähigkeit der Banken bei der Kreditgewährung bremst offenbar vor allem die Bauwirtschaft.

Fazit: China hält ein immer noch hohes Wachstumstempo. Allerdings gibt es mittlerweile eine Art Reformstau. Er belastet die weiteren Perspektiven. Da in der Regel der Wechselkurs als probates Instrument zum Gegensteuern gilt, bleibt der Yuan unter Druck.

Monatsprognose zu Euro, Dollar, Yen und Yuan



Kurs VorjahrKurs aktuell3. Quartal 20164. Quartal 20161. Quartal 20172. Quartal 2017
EURO




USD1,1101,1091,06 – 1,131,05 – 1,141,05 – 1,131,05 – 1,13
CHF1,0451,0841,08 – 1,111,09 – 1,121,09 – 1,131,10 – 1,14
GBP0,7110,8330,82 – 0,850,83 – 0,870,85 – 0,900,85 – 0,90
JPY136,5114112 – 116113 – 119115 – 120117 – 123
3-Monatsgeld-0,02-0,28-0,30 – 0,10-0,30 – 0,10-0,25 – 0,05-0,15 – 0,05
10-Jährige Anleihe Bund0,28-0,13-0,15 – 0,05-0,15 – 0,05-0,1 – 0,10,05 – 0,25
USD

JPY123,5102,7102 – 107103 – 108104 – 110106 – 114
3-Monatsgeld0,220,650,60 – 0,950,70 – 0,950,70 – 0,950,80 – 0,95
10-Jährige Anleihe Bund2,391,491,35 – 1,651,40 – 1,801,40 – 1,851,45 – 1,95

Hinweis: Diese Tabelle gibt die Meinung der Redaktion zur Zins- und Wechselkursentwicklung wichtiger Währungen wieder. Sie dient ausschließlich zur Orientierung und ist nicht als Handlungsaufforderung zu sehen. Insbesondere Wechselkursprognosen unterliegen einer hohen Unsicherheit. Alle Angaben ohne Gewähr.

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