Geldhüter wollen Markt noch stärker manipulieren
Die Europäische Zentralbank (EZB) läuft dem Renditeanstieg hinterher. Das wurde nach der EZB-Sitzung gestern (Donnerstag) sichtbar. Denn die europäischen Geldhüter haben auf den noch geringen, aber schon deutlich sichtbaren Zinsanstieg in der Eurozone reagiert. Allerdings anders, als man es im klassischen Sinne der Geldpolitik hätte erwarten können.
Der Renditeanstieg und die höheren Inflationserwartungen für die Eurozone werden nicht in ein Szenario steigender Zinsen "übersetzt". Die EZB will vielmehr ihre Anleihekäufe stark forcieren. Mit anderen Worten: Sie will den Renditeanstieg auf dem Finanzmarkt durch eine erhöhte eigene Nachfrage und das Aufkaufen von Anleihen wieder nach unten manipulieren.EZB forciert Marktmanipulation
Schon jetzt kauft die EZB Anleihen im Volumen von 20 Mrd. Euro monatlich. Die neuen Käufe kommen jetzt noch zu diesem Volumen hinzu. Laut EZB-Chefin Christine Lagarde müsse das Volumen von 1,85 Billionen Euro noch nicht ausgeweitet werden. Gut 1 Billionen Euro stünden laut EZB noch zur Verfügung – wobei das natürlich neu geschöpftes Geld ist.
Beachtlich ist dabei auch die nach oben angepasste Inflationsprognose. Statt bisher 1% erwarten die Geldhüter nun 1,5% und in einzelnen Monaten könne auch die Marke von 2% überschritten werden. Das bedeutet, dass die EZB bereits davon ausgeht, dass sie der Inflation die lange Leine lassen muss. Und sie will nicht wie üblich mit Zinsanpassungen darauf reagieren. Das kann sie an die Grenzen ihres Mandats, Preisstabilität zu wahren, bringen.Fazit: In der Eurozone zieht die Inflation ebenfalls an, aber die EZB will das Zinsniveau am Boden halten und die Anleiherendite drücken. Das wird den Euro schwächen, zumal die Konjunkturerholung im Vergleich zu den USA relativ schwach sein wird. Der Dollar dürfte in der Vorhand bleiben, den Franken hatlen wir ebenfalls für attraktiv als Stabilitätshort.