Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
2492
Euro mit Enttäuschungspotenzial

Große Erwartungen, kleine Ergebnisse

An die EU-Politik werden große Erwartungen gestellt. Die Ergebnisse dürften überschaubar bleiben. Copyright: Pixabay
Die Wirtschaftsdaten aus der Eurozone zeigen in die richtige Richtung. Allerdings sind die Erwartungen an die Politik sehr hoch; vor allem jene an die deutsche Ratspräsidentschaft. Hier stehen Enttäuschungen an, die kursrelevant werden dürften.

In der Eurozone spielen die politischen Erwartungen für die Währungsentwicklung derzeit eine ebenso große Rolle wie die Wirtschaft. Letztere nimmt Fahrt auf. Die aktuellen Wirtschaftsdaten der Eurozone entsprechen weitgehend den hoch gespannten Erwartungen. Die Erholung hat Fahrt aufgenommen. Zuletzt überraschten die Umsätze der Einzelhändler mit einem deutlichen Aufschwung. Der Juni brachte einen Zuwachs um 17,8% gegenüber dem Vormonat (Konsens +15%) nach -12,1% per Mai.

Allerdings zeigt sich hier wieder das bekannte regionale Muster. Deutschland bleibt bei der Binnenkonjunktur der große Bremsklotz der Eurozone. Mit +13,9% verzeichnet man hier den schwächsten Zuwachs unter den großen Staaten. Frankreich entwickelt die stärkste Dynamik  (+25,9%).

Einkaufsmanager und Industrie signalisieren Erholung

Das zeigt sich noch deutlicher bei den Einkaufsmanager-Indizes. Der Gesamtindex der Eurozone rückte per Juni mit 48,5 Punkten wieder nahe an die Wachstumsschwelle (50 Punkte) heran. Frankreich hat diese mit 51,7 Punkten schon genommen. Deutschland bleibt mit 47 Punkten hingegen klar darunter.

So auch beim Index der verarbeitenden Industrie. Dieser stieg per Juni auf 47,4 nach 39,4 Punkten im Mai. Auch hier hat Frankreich mit 52,3 Punkten die Wachstumsschwelle genommen, die für Deutschland (45,2 Punkte) nach ein Stück entfernt liegt.

Stabilere Erwartungen als für die USA

Die Eurozone kommt unterm Strich trotz der Schwäche Deutschlands voran. Das verleiht dem Euro etwas Stabilität. Zumal im Vergleich zu den USA. Dort bricht sich immer deutlicher die zweite Welle der Epidemie Bahn. Die Eurozone könnte sogar schneller aus den Problemen heraus sein.

Große Erwartungen richten sich auch auf Kanzlerin Merkel und die deutsche Ratspräsidentschaft. Kurzfristig muss das EU-Konjunkturprogramm an den Start gehen. Das erfordert einen Kompromiss beim Finanzierungsstreit.

Der ewige (unlösbare) Streit im Euroraum

Im Hintergrund steht aber das ungelöste Strukturproblem der Eurozone: eine supranationalen Geldpolitik ohne finanzpolitisches Gegenstück. Zwei Fragen sind und bleiben ungelöst:

  1. Was passiert mit den Schulden aus Vor-Euro-Zeiten?
  2. Und wer haftet wie für die mit der gemeinsamen Finanzpolitik zukünftig anfallenden Schulden?

Offene politische Flanke

Dieser offene Punkt ist letztlich der Ausgangspunkt der periodischen Euro-Krisen. Hier ist das für die Bewertung des Euro relevante Enttäuschungspotenzial am größten. Denn eine tragfähige Lösung ist hier nicht in Sicht. Isoliert lassen sich diese Fragen nämlich nicht angehen. Verbunden müssen damit auch massive Eingriffe Brüssels in die nationalen eben Souveränitätsrechte sein. Und spätestens an dieser Stelle sind sich plötzlich wieder fast alle einig: Dann lieber nicht …


Fazit: Die aktuelle Erholung zusammen mit der realistischen Chance auf das EU-Konjunkturprogramm stärkt den Euro zunächst. Die nicht einlösbaren Erwartungen auf eine grundsätzliche Lösung für die Eurozone werden aber im 4. Quartal zusammen mit der Aussicht auf den Brexit der Gemeinschaftswährung einen Dämpfer verpassen. Empfehlung: Aufgrund der schwachen Ertragsraten kommt der bEuro ei der Anlage weiterhin nur unter Sicherheitsaspekten in Frage.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: Die Bank im Bistum Essen eG in der Ausschreibung

Die BiB ist kein Zug, auf den die Stiftung aufspringen will

Thumb Stiftungvermögen 2024. © Collage: Verlag FUCHSBRIEFE, Bild: envato elements
Die Bank im Bistum Essen (BiB) begrüßt die Stiftung Fliege, die ihre drei Millionen Euro Kapital neu anlegen will, mit einem überaus empathischen Schreiben. Sie bittet ausführlich um Entschuldigung, weil sie durch Krankheit bedingt nicht in der Lage gewesen sei, den erbetenen Anlagevorschlag fristgerecht einzureichen. Man fühlt sich ein wenig wie unter Freunden und möchte gern einen Sympathiebonus vergeben. Ob das nach Studium des Anlagevorschlags auch noch so ist, wird sich zeigen.
  • Fuchs plus
  • Doppelter Urlaubsanspruch bei unrechtmäßiger Kündigung?

Bundesarbeitsgericht löst auf

Bei einer zeitlichen Überschneidung einer rechtswidrigen Kündigung mit einer neuen Beschäftigung könnte theoretisch ein doppelter Urlaubsanspruch entstehen. Das Bundesarbeitsgericht musste jetzt entscheiden, wie damit umzugehen ist.
  • Fuchs plus
  • Dekarbonisierung: Andere Standorte attraktiver als Deutschland

Skandinavien bei Dekarbonisierung weit vorn

Obwohl die deutsche Regierung die ganze Wirtschaft auf Klimaneutralität trimmen will - wie die EU - bietet Deutschland keine guten Rahmenbedingungen für eine Dekarbonisierungsstrategie. Das zeigt eine Umfrage von EY unter Unternehmen. Andere Standorte sind attraktiver.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • BAG-Urteil zu Spät-Ehe und Mindestehe-Dauer bei Betriebsrenten

Missbräuchliche Gestaltung bei der Betriebsrente?

Außenaufnahme BAG © 2023 Das Bundesarbeitsgericht
Eine Betriebsrente sichert leitenden Angestellten und Vorständen und ihren Lebenspartnern ihren Lebensstandard im Alter. Deshalb sind entsprechende Verträge mit ihren Klauseln genau anzuschauen und zu prüfen. Das Bundesarbeitsgericht hat zur sogenannten „Spät-Ehe“ und zur „Mindestehe-Dauer“ geurteilt.
  • Fuchs plus
  • Bundesfinanzhof hat zur Versteuerung von Earn-Out-Klauseln entschieden

Earn-Out-Klauseln: Steuer-Zeitpunkt geklärt

Bundesfinanzhof © dpa
Bei Betriebsveräußerungen werden immer öfter Earn-Out-Klauseln vereinbart. Bei denen hängt die Höhe des Kaufpreises von der Entwicklung des Unternehmens ab. Ungeklärt war bisher, welcher Zeitpunkt für die Besteuerung relevant ist. Der Bundesfinanzhof hat jetzt zwischen Verkaufszeitpunkt und Zahlungszeitpunkt entschieden.
  • Neue Schulden für innere Sicherheit gefordert

SPD will Sondervermögen für Inneres

Geschäftsmann mit Diagramm © fotogestoeber / stock.adobe.com
Der Bericht zur Kriminalstatistik Deutschland war "erschütternd". Das hat die verantwortliche Innenministerin Nancy Faeser (SPD) konstatiert. Nun fordert die SPD ein Sondervermögen für die Innere Sicherheit.
Zum Seitenanfang