Harveys verzerrende Einflüsse auf die US-Konjunktur
Der Hurrikan Harvey und seine kurzfristigen Auswirkungen machen uns vorsichtig, die aktuellen US-Daten für bare Münze zu nehmen.
Der Hurrikan Harvey und seine kurzfristigen Auswirkungen machen uns vorsichtig, die aktuellen US-Daten für bare Münze zu nehmen. Schwer abgrenzbare, verzerrende Effekte dürften eine Rolle spielen. So hatte die Industrieproduktion leicht nachgegeben – offenbar, weil mancherorts Sturmschäden die Produktion stoppten.
Indirekt sind auch Konjunktur-Indikatoren wie die Einkaufsmanager-Indizes betroffen. Längere Lieferzeiten werden dort positiv verbucht, als ein Hinweis auf steigende Nachfrage; das ist aktuell sicherlich irreführend. In die Irre dürften auch eine Reihe der regionalen FED-Indikatoren führen, die zuletzt sehr positiv ausfielen. Namentlich für die geschädigten Bezirke Richmond und Dallas ergaben sich Sprünge nach oben.
Dieses durchwachsene Bild wird von den anderen Datenreihen bestätigt. Bei der Industrieproduktion gab es einen Rückgang zum Vormonat (-0,9%), das Niveau liegt aber rund 1,5% über dem Vorjahr. Die Orders für dauerhafte Güter fielen positiv aus (+1,7% zum Vormonat). Sie wurden allerdings stark von neuen Flugzeugbestellungen verzerrt. Rechnen wir diesen Effekt heraus, bleibt ein kleines Plus von 0,2%. Einmal mehr positiv fallen die Bestellungen der zivilen Kapitalgüter (0,9%) aus.
Gemessen an den Einkaufsmanager-Indizes ist derzeit eher bei den Dienstleistern ein ruhigeres Tempo zu erwarten. Der Index fiel von 56,9 auf 55,1 Punkte deutlich. Er bleibt aber klar über 50 Punkten. Bei der Industrie ging es mit 53 nach 52,5 Punkten aufwärts.
Schwachpunkt Außenwirtschaft
Der Schwachpunkt ist die Außenwirtschaft. Das Handelsdefizit bei Gütern und Dienstleistungen lag für die ersten sieben Monate um 9,6% über dem Vorjahr; das Defizit der Leistungsbilanz und damit der Finanzierungsbedarf stiegen weiter an. Zumal die Überschüsse aus der Einkommensbilanz schwächer werden.
An diesem soliden aber unspektakulären Wachstumstrend dürfte sich sobald nichts ändern. Insbesondere die Regierungspläne für eine Steuerreform werden kaum direkten Schub bringen – sofern die Reform überhaupt zustande kommt, was nach dem endgültigen Scheitern der Gesundheitsreform wenig wahrscheinlich ist.
Der Kurs der Geldpolitik bleibt wegen der offenen Nachfolgeentscheidungen für Janet Yellen und Stanley Fischer unsicher. Beide hatten sowohl durch das Amt (Vorsitzende und Stellvertreter), als auch durch ihre Person großen Einfluss auf die Entscheidungen des FOMC.
Fazit: Der US-Dollar wird derzeit von der schwachen US-Administration gebremst. In den nächsten Monaten dürfte die Unsicherheit über die Neubesetzung der FED-Spitze noch hinzukommen. Der Dollar dürfte zunächst schwach bleiben.