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Wie Banken Währungen und Zinsen mittelfristig einschätzen

Heiße Wetten auf den Euro und die Dollarzinsen

Die Meinungen der Banken gehen derzeit stark auseinander. Copyright: Pexels
Der Euro kommt wieder zurück! Diese Meinung ist unter den Bankvolkswirten weit verbreitet. Große Differenzen gibt es bei den Zinserwartungen für die US-Staatsanleihen. Und nicht alles passt so richtig zusammen.

Das Meinungstableau der Bankvolkswirte ist im Vergleich zum Jahresanfang deutlich zusammengerückt. Dazu reichten allerdings schon wenige Änderungen an den jeweiligen Enden des Tableaus.

Im Währungsbereich gilt dies insbesondere für die kanadische CIBC. Die Bank hat ihre Euro-Dollar-Erwartung auf Sicht von 3 Monaten um fast 6% von 1,18 auf 1,25 heraufgesetzt. Auch EUR|JPY hat sie um 4,2% von 119 auf 125 hochgezogen und sich damit dem „Mainstream“ zugesellt. Bei USD|JPY hat wiederum die Citibank Hongkong größere Anpassungen vorgenommen und den Kurs auf 3-Monatssicht von 107 auf 102 und auf 12-Monatssicht von 107 auf 99 justiert. Veränderungen um immerhin 4,7% bzw. 7,5%.

Erwartung: US-Wirtschaftswachstum hält nicht lange durch

Pictet sieht nach dem Rückgang des US-Dollars im Jahr 2020 zwei Gründe, warum die jüngste Konsolidierung der Währung kurzfristig fortgesetzt werden könnte. Erstens dürfte die Aussicht auf weitere fiskalische Anreize in den USA nach der Ratifizierung des Pakets im Dezember eine gewisse Unterstützung bieten, indem die wirtschaftlichen Aussichten der USA verbessert werden. Zweitens können Bedenken hinsichtlich neuer Coronavirus-Varianten die Anlegerstimmung belasten – zum Vorteil des US-Dollars als sicherer Hafen.

Dennoch hält die Bank mittelfristig an ihrer negativen Einschätzung des US-Dollars fest. Allein das US-Wirtschaftswachstum dürfte nicht stark genug sein, um einen Anstieg des Dollars aufrechtzuerhalten. Anders als in der Vergangenheit werde der Vorteil des Dollars durch die breite Synchronisierung der Geldpolitik der großen Zentralbanken begrenzt. Schließlich blieben große Zwillingsdefizite in den USA und weitere ungünstige langfristige Faktoren für den US-Dollar.

Glaube an kräftigen Wiederaufschwung im Euroraum

Auch Berenberg glaubt an einen kräftigen Wiederaufschwung im Euroraum im Jahresverlauf und hält daher an der EUR|USD-Prognose fest. Die Bank sieht den Dollar besonders schwach, bei 1,25 in 3 und bei 1,29 in 12 Monaten. Die EZB, die sich ja bereits besorgt zur Wechselkursentwicklung des Euro geäußert hatte, kann sich zunächst einmal beruhigt zurücklehnen. Sollte der Euro aber wiedererstarken, ist Berenberg „gespannt, wie die EZB reagiert“.

Die Commerzbank bleibt ebenfalls dabei: Der Dollar schwächt sich wieder ab. Die Begründung lautet hier: Die Fed wird auf die anziehende Inflation lange nicht reagieren. Damit werde die Fed-Geldpolitik de facto expansiver. Ohne nennenswerte Änderung der Geldpolitik der EZB erzeuge das einen „positiven Schub für EUR|USD. Eine Meinung, der sich im Kern auch die Citibank anschließt. Die expansive US-Fiskalpolitik können zudem nicht dauerhaft sein. Läuft sie aus, werde die US-Wirtschaft wieder auf Potenzialwachstum zurückfallen. Ab Mitte des Jahres würden die Märkte beginnen, durch die Phase expansiver US-Fiskalpolitik hindurchzuschauen. Dann werde auch die Phase von USD-Stärke abklingen. So ähnlich sieht es auch die kanadische CIBC, die die Kurserwartungen auf 3 und 12 Monate zugunsten des Euro angepasst hat.

Keine Zinsanpassung im Yen, bevor die Fed handelt

Im Yen vermerkt Pictet, der jüngste Anstieg der langfristigen US-Nominalzinsen habe wahrscheinlich den niedrig verzinslichen japanischen Yen belastet. Die relativ geringe Marktvolatilität bleibe eine Hürde für eine Aufwertung dieser Währung. Ein längerfristiges Beibehalten der langfristigen Nominalzinsen durch die Fed sowie die kurzfristige Besorgnis über die globalen Covid-19-Entwicklungen könnten den unterbewerteten Yen unterstützen.

Die Commerzbank verweist darauf, dass der japanischen Notenbank die Mittel fehlten, JPY-Stärke mit geldpolitischen Mitteln zu verhindern. Sowohl ihr Zinsinstrument als auch ihre Anleihekäufen habe sie ausgereizt. Zinsanpassungen nach oben hin werden die BoJ keinesfalls vor der Fed vornehmen, erwartet die Citibank.

Berenberg sieht langfristige Dollarzinsen in einem Jahr bei 2,0%

Satte Anpassungen gab es dagegen im Zinsbereich. Hier haben insbesondere Berenberg und die Commerzbank beherzt agiert. So sieht die Co-Bank die 10-jährigen US-Staatsanleihen in 3 Monaten jetzt bei 1,30% (vorher 1,00), auf 12 Monate bei 1,20. Auf 3 Monate Sicht teilt Berenberg diese Erwartung, auf 12 Monate aber erwarten die Hamburger sogar 2,0% bei den 10-jährigen (vorher 1,75%). Dazu will aus unserer Sicht nicht so recht der schwache Dollar passen. Mit diesem Zinsvorsprung sollte die US-Währung deutlich Kapital anziehen. In deutlichem Kontrast dazu die LBBW: Sie sieht die US-Treasuries in 3 Monaten weiter bei 0,80 und in einem Jahr unverändert bei 0,95%.

Fazit: Die spannendsten Wetten werden derzeit auf den Dollar abgeschlossen. Wir bezweifeln, dass ein Inflationsanstieg und damit auch ein Anstieg der langfristigen Marktzinsen im Dollar keine nachhaltigere Wirkung für den Dollarkurs entfaltet. Hier heißt es aufpassen!

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