Im steilen Teil der Lernkurve
Der Euro erweist sich trotz der miserablen aktuellen Daten und der Rückkehr zur quantitativen Lockerung als robust gegenüber dem Dollar. Er legt sogar leicht zu. Da dürften zunächst die nationalen Konjunkturprogramme für (subjektive) Sicherheit sorgen. Das Virus erzwingt eine expansivere Fiskalpolitik statt der „schwarzen Null“, die den Spielraum erst verschafft hat. Das bringt einen wichtigen Aha-Effekt mit sich: Allein die Veröffentlichung der Pläne für eine expansive Fiskalpolitik reicht aus, um das Volumen der Anleihen mit negativer Rendite zu halbieren – eine Woche bevor die EZB mit den neuen Käufen am Markt aktiv wird.
Die zweite Lektion müssen vor allem die Analysten verarbeiten. Ihre Schätzungen für die Einkaufsmanager-Indizes deuten auf ein unzutreffendes Bild der Krise. Die Analysten unterschätzen den Absturz der (naturgemäß personenzentrierten) Dienstleistungen in Zeiten der sozialen Distanzierung. Die Konsensschätzungen für die Service-Indikatoren liegen für die Eurozone (und Japan) um rund 10 Punkte (für die USA 5 Punkte) zu hoch. Umgekehrt sind die Konsensschätzungen für die Industrie (manufacturing) durchgängig um mehrere Punkte zu tief. Folge für die Eurozone: Die Industrielastigkeit ist derzeit eher ein Vorteil gegenüber den sehr viel sevicelastigeren USA.