Intakte Trends
Die Sprache der Wachstumsraten
Die Wachstumsraten in der Eurozone für das 4. Quartal 2014 gaben durch ihre regionale Streuung ein wichtiges Signal. Dort, wo Strukturreformen angepackt und die Staatsfinanzen konsolidiert wurden, wächst die Wirtschaft von der Iberischen Halbinsel bis zur baltischen Ostseeküste.
Die Reformverweigerer Italien und Frankreich kommen über Stagnation nicht hinaus. Griechenland und Zypern bleiben weiter in der Rezession stecken. Lediglich Finnland fügt sich nicht in dieses Muster. Dort sorgt die enge Verflechtung mit Russland und seiner Wirtschaft für eine andauernde Rezession. Damit wächst der Druck auf Italien und Frankreich, endlich Reformen anzugehen. Dies wird schon nötig, um Einfluss in Brüssel wahren zu können.
Die Reformstaaten werden von den günstigen Faktoren wie den Exportchancen durch den schwächeren Euro und den niedrigen Ölpreisen profitieren – mit positiven Effekten für den Konsum. Für Deutschlands Wirtschaft sind diese Aussichten etwa beim Ifo-Index oder beim Konsumklima bereits erkennbar. Die Deflationsrisiken halten wir dagegen für marginal. Denn die Inflationsdaten werden durch die fiskalische Konsolidierung und den Effekt der Ölpreise überlagert.
Fazit: Auch wenn sich der wirtschaftliche Grundtrend in der Eurozone allmählich stabilisiert, bleibt der Euro weiterhin auf der Rutschbahn nach unten. Möglich ist allerdings eine zwischenzeitliche Erholung.
Vor allem Geduld ist gefragt
Trotz des positiven Grundtrends der US-Wirtschaft wird es mindestens Sommer, bis die seit Juli 2013 immer mal wieder in Aussicht gestellten Zinserhöhungen Realität werden. Das hat Fed-Chefin Janet Yellen soeben klargestellt. Yellen blieb bei den turnusmäßigen Auftritten vor den beiden Kammern des Parlaments vorsichtig.
Das ist auch den Nachrichten des Fed-Systems selbst geschuldet. Die jüngsten fünf Aktivitäts- und Konjunkturindikatoren der einzelnen Fed-Banken (Philadelphia, New York, Chicago, Dallas und Richmond) lieferten jeweils das Muster „schwächer als erwartet und als im Vormonat, aber noch im positiven Bereich“. Die gleiche Botschaft brachten die Einzelhandelsumsätze, das Konsumentenvertrauen und die Industrieproduktion. Auch vom Immobilienmarkt kommen gemischte Signale: Dort herrschen starke Erwartungen bei aktuell eher schwachen Umsätzen und einer stagnierenden Nachfrage nach Finanzierungen (Hypothekenanträge) vor.
Unterm Strich ist ein Erholungstrend zu erkennen. Er bleibt aber hinter den Erwartungen zurück. Das schafft etwas Fallhöhe für die Finanzmärkte und den Dollar. Zugleich bauen sich langsam wieder die bekannten politischen Spannungen auf – derzeit beim Streit um die Reform des Einwanderungsrechtes und über das Budget des Heimatschutz-Ministeriums. Hinzu kommen Forderungen nach einem militärischen Auftreten im Ukraine-Konflikt.
Fazit: Der Dollar bleibt gegenüber dem Euro im Trend stark.
Demografischer Druck wird fühlbar
Das Strohfeuer der „Abenomics“ brennt herunter, das Wachstum fällt zurück. Im letzten Quartal 2014 wurden (annualisierte) 2,2% erzielt. Das auf den ersten Blick gute Ergebnis lag aber deutlich unter den erhofften 3,7%. Sie waren im Zuge der Erholung nach dem Steuerschock vom Frühjahr erwartet worden. Die Zahlen vom aktuellen Rand deuten auf weitere Abschwächung. Der All Industry Index, der einen Großteil der BIP-Entstehung abbildet, lieferte rote Zahlen. Der Einkaufsmanager-Index fiel von 52,1 auf 51,2 Punkte zurück, statt erwartungsgemäß zu steigen (Konsens 52,6 Punkte). Motor der kurzen Aufschwünge ist der Export vor allem in die USA. Dank des gedrückten Yen kann er kurzfristig immer wieder zulegen.
Letztlich läuft das Land in die demografische Sackgasse. Das mit der Bevölkerung schrumpfende Arbeitsangebot hat Japans Unternehmen längst veranlasst, immer mehr Kapazitäten ins Ausland zu verlagern – vor allem in die bevölkerungsreichen ASEAN-Staaten wie Thailand, Malaysia, Philippinen oder Indonesien. Damit wandern auch Wertschöpfung und Exporte ab. Regierungschef Shinzo Abe möchte nun die demografischen Lücken durch eine höhere Partizipation der Frauen und durch Zuwanderung füllen. Allerdings steht er sich dabei mit seiner rechts-nationalistischen Rhetorik selbst im Weg. Asiatischen Beobachtern außerhalb Japans gilt er mittlerweile als Rechtsradikaler. In beiden Punkten erscheint er damit unglaubwürdig und isoliert Japan zunehmend politisch. Seine formell wichtigste regionale Verbündete, Südkoreas Präsidentin Geun-hye Park, vermeidet mittlerweile jeden offiziellen Kontakt zu ihm.
Fazit: Der wirtschaftliche Abstieg Japans wird weitergehen. Denn die strukturellen Ursachen der Schwäche werden nicht angegangen. Der schrille Nationalismus engt den politischen Handlungsspielraum ein.
Abschwächung
Die britische Wirtschaft wird vor allem von den Dienstleistungen (namentlich dem Finanzgeschäft) getragen. Sie sorgen über die private Nachfrage für Schub in der Konjunktur. Verwundbar bleibt UK durch die Außenwirtschaft. Darüber kann auch das im 4. Quartal leicht gesunkene Defizit nicht hinwegtäuschen, das rechnerisch einen Wachstumsbeitrag lieferte. Schon die Monatsbilanz per Dezember zeigt unmissverständlich, dass UK nicht tragbare Defizite aufhäuft. Die jetzt bekannten detaillierteren BIP-Zahlen weisen rückläufige Anlageinvestitionen der Unternehmen aus. Das deutet wie die per Januar auf Monatsbasis in den negativen Bereich abgerutschte Preisentwicklung (-0,9%) auf einen weiteren Konjunkturrückgang zu Jahresanfang hin. Die aufs Jahr hochgerechnete Inflationsrate liegt mit 0,3% nur noch knapp über Null. Ein Gegengewicht ist die Konsumnachfrage. Sie legte Dank steigender Beschäftigung im Jahresvergleich weiter zu, zuletzt um 5,4%. Das Pfund und indirekt wohl auch die Geldpolitik werden in den nächsten Monaten vom beginnenden Wahlkampf und der Diskussion um das EU-Referendum überschattet. Das wird die Unsicherheit wachsen lassen. Zudem dürfte die schwache Exportentwicklung zu einer Abwärtskorrektur des Pfunds führen.
Fazit: Das Pfund dürfte bis Mitte 2015 wieder die Spanne um 0,78 - 0,80 Pfund je Euro erreichen. Es wird dann immer stärker von der Politik dominiert werden.
Das Gewicht der Aufwertung
Die massive Aufwertung des Franken hinterlässt Spuren. Die Inflation rutschte wieder tiefer in den roten Bereich (zuletzt -0,5% nach -0,3%) und unterstreicht aufkommende Deflationsrisiken. Die Konsum-Indikatoren streben entsprechend nach unten, während die Beschäftigung noch kaum reagiert hat. Der Handelsbilanzüberschuss wächst sogar noch einmal. Das schreiben wir dem J-Kurveneffekt zu. Die vom Devisenkurs ausgehenden Preiseffekte (höhere Exporterlöse, geringerer Importaufwand) werden sofort wirksam. Die Mengenanpassung (sinkende Export- und steigende Importmengen) wird dagegen erst in einigen Monaten sichtbar werden. Noch ist nicht klar, wie das Abenteuer der massiven Aufwertung für die Schweizer ausgeht. Die Hoffnungen auf einen glimpflichen Verlauf wachsen zumindest.
Fazit: Der Franken wird erst mit der zum Sommer hin beginnenden Rezession nachgeben.
Keine Daten, kaum Bewegung
Wegen des Neujahrsfestes herrscht Ruhe in China. Aussagefähige neue Daten sind nicht sobald zu erwarten. Festzuhalten bleibt der zuletzt aufgrund der schwachen Rohstoffpreise deutlich gestiegene Überschuss der Handelsbilanz. Er dürfte einen kräftigen Impuls für die Konjunktur liefern. Auch der mit 50,1 nach 49,8 Punkten wieder knapp über der Expansionsschwelle liegende Einkaufmanager-Index gibt neue Hoffnung. Die auf 0,8% gefallene Inflation lässt der Geldpolitik große Spielräume zur Stimulierung. Der Wachstumstrend dürfte weiter um die 7% liegen.
Fazit: Wir erwarten auf längere Sicht einen neuen Aufwertungstrend des Yuan.