Kaum gebremster Währungsfall
In der Türkei erhalten Konsum und Investitionen Auftrieb durch eine extrem expansive Geldpolitik. Der Leitzins beträgt 8% bei rund 12% Inflation. Sie wird von fiskalischen Maßnahmen unterstützt. Kehrseite ist neben dem zunehmenden Preisauftrieb das steil ansteigende Leistungsbilanzdefizit. Den Kapitalimport besorgen in der Hauptsache die Geschäftsbanken, die in großem Stil Mittel in fremder Währung aufnehmen.
Damit wächst die Anhängigkeit des türkischen Bankensystems von ausländischen Adressen. Abgesehen von etwaigen Ausfallrisiken dieser Partner dürfte hier auch ein Anschlussrisiko bestehen. Die türkischen Verbindlichkeiten sind kaum kurzfristig zu tilgen. Sie müssen also um jeden Preis fortlaufend weiter abgesichert werden. Im Falle einer virulenten Krise können die türkischen Banken aber nicht mehr sicher damit rechnen, entsprechende Verträge zu erhalten.
Kostenbelastung verstärkt Dynamik
Hinzu kommt die Kostenbelastung. Mit steigendem nominalem Zinsvorsprung zum Ausland klettern auch die zu zahlenden Swapprämien. Dieses Risiko gewinnt noch an Brisanz durch eine erkennbare Verkürzung der Laufzeiten der im Ausland aufgenommenen Mittel. Der Anteil der – nur kurzfristig verfügbaren – Zuflüsse durch Portfolioanlagen des Auslands am gesamten Kapitalimport stieg innerhalb eines Jahres (November 2016 bis 2017) von 21,7% auf 50,2%.
Es droht eine gefährliche Eigendynamik! Die fallende Lira lässt das Eigenkapital der türkischen Schuldner schrumpfen. Deren Bonität wird auf diese Weise geschwächt. Das ergibt wachsende Kosten der Mittelbeschaffung und Absicherung, die wiederum die Bonität weiter schwächen.
Fazit: Die Türkische Lira wird schwach bleiben. 5 Lira je Euro sind längst vorstellbar. Unterdessen steigt das Risiko türkischer Schuldner unabhängig von der individuellen Bonität durch die systemischen Probleme.
Empfehlung: Fällt die Lira unter das Allzeittief bei 4,70 EUR/TRY droht der freie Fall. Sichern Sie die Lira ab, unter 4,70 aktiv verkaufen (short).